Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 227 Amelungsborn, Klosterkirche 1. V. 17. Jh.

Beschreibung

Grabplatte, wahrscheinlich für Jobst Diecken. Roter Sandstein. Die stark abgetretene Platte ist heute im nördlichen Seitenschiff aufgestellt. Im Innenfeld im Relief der mit einem knielangen Mantel bekleidete Verstorbene, in einer flachen Rundbogennische, zu seinen Füßen sein Hut. In den Bogenzwickeln je ein nur noch in Umrissen zu erkennendes Vollwappen. Um die Platte verläuft die eingehauene Inschrift in vertiefter Zeile. Der obere Teil der rechten Rahmenleiste ist beschädigt, die ganze untere Rahmenleiste abgebrochen, Teile der linken Rahmenleiste sind abgeplatzt. Dadurch ist die Inschrift nur noch fragmentarisch erhalten.

Maße: H.: 190 cm; B.: 102 cm; Bu.: 2–2,5 cm (obere Seite), 4–4,2 cm (linke u. rechte Seite).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. [– – –]EN · I · MARTY ABENTS / · ZWISCHEN · 9 · VND 10 · VHR IST DER ERBARE VND WOLGLA[..]TEa) IOBST D[– – –] / [– – –] / [– – –] [E]NTSC[H]LAFE[N] [– – –]

Wappen:
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Kommentar

Bei dem Verstorbenen könnte es sich um Jobst Diecken handeln, der 1606 einmal als Amtmann von Wickensen genannt wird.1) Angesichts des weiteren Schweigens der Akten über ihn, hat er dieses Amt wahrscheinlich nicht sehr lange ausgeübt; vermutlich ist er nicht sehr viel später gestorben, eine genauere zeitliche Eingrenzung ist aber nicht möglich.2) Jobst Diecken dürfte zu der Einbecker Ratsfamilie Dieck (Dyck) gehören, die zwei Angehörige mit diesem Vornamen hervorgebracht hat, die 1598 und 1627 gestorben sind.3)

Textkritischer Apparat

  1. WOLGLA[..]TE] Das zweite L könnte auch ein E sein, da der Stein ausgebrochen und nur noch die untere Hälfte des Buchstabens erkennbar ist; die Lesung EL ist aus Platzgründen nicht möglich. In der Lücke möglicherweise auch nur ein Buchstabe; dann sicher ein R. Sinngemäß also: WOLG(E)LA[R]TE.

Anmerkungen

  1. Vgl. den Entwurf der Bergräte für ein Mahnschreiben an den Ambtman zu Wickensen Jobst Diecken; HStAH BaCl 84a, Nr. 41/7. Seit 1587 erscheint sonst, von 1601 bis 1609 wohl durchgehend, Peter Amelung als Amtmann in Wickensen; vgl. Lippelt, Hoheitsträger, S. 262.
  2. Steinacker hat die Grabplatte auf Ende des 16. Jahrhunderts datiert; Kdm. Kr. Holzminden, S. 141.
  3. Zu Jobst Dyck/Dieck (1530–1598), Bürgermeister von Einbeck, und seinen Enkel Jobst Dieck (1595–1627) vgl. Roth, Auswertungen, Bd. 9, Nr. 8248, 8249 u. 8460. Zur Familie vgl. auch DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 43 u. 113.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 141 (nur Jobst).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 227 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0022705.