Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 225 Bodenwerder, Weserstr. 10 1625

Beschreibung

Haus. Fachwerk. Das traufenständige Fachwerkhaus, früher Nr. 122, ist fünfeinhalb Gefache breit, zweigeschossig mit nachträglich aufgesetztem Zwerchgiebel und einer späteren Erweiterung nach rechts um drei Gefache.1) Die Inschriften A und B befinden sich links, die Inschrift C rechts der ehemaligen Toreinfahrt auf dem Schwellbalken des Obergeschosses. Inschrift A zweigeteilt an beiden äußeren Enden des Balkens, unterbrochen durch zwei von Greifen gehaltene Wappen, die die Namen der Erbauer (B) einrahmen. Alle Inschriften erhaben in vertiefter Zeile, gold vor blauem Hintergrund gefaßt. Über beiden Schwellbalkenabschnitten ein flachgeschnitztes Arkadenmotiv mit Rosetten, Blumen und Sternen, farbig gefaßt. Auf den Ständern des Tores links ein Mörser mit Keule, rechts eine Balkenwaage, beide erhaben vor vertieftem Hintergrund geschnitzt und gold vor hellem Hintergrund gefaßt.

Maße: Bu.: 10 cm (A, B), 9 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Kapitalis mit Minuskel-h.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. A

    ANNO / NACH / ChRISTI // GEBVRT / 1625

  2. B

    WILhELMa) · FARVER / CATRIN · STEINKAMP

  3. C

    AVF GOT LAST VNS BVWEN · VNT AVF SEIN WORDT / VORTRVWEN2) DAS WIRDT VNS NVMER GERVWEN

Übersetzung:

Auf Gott laßt uns bauen und auf sein Wort vertrauen, das werden wir niemals bereuen. (C)

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Wappen:
Farver3)Steinkamp4)

Kommentar

Bei der unregelmäßig ausgeführten Kapitalis ist auffallend das kapitale G und das spiegelbildlich gestaltete offene D; R ist mit geschwungener Cauda versehen. Neben einer gebogenen 1 finden sich eine 6 mit einem großen geschlossenen Bogenabschnitt, eine kleinere runde 2 und eine S-förmige 5.

Die Reimwörter in Inschrift C (bvwen, vortrvwen, gervwen) sind niederdeutsche Reliktformen; auch in anderen Fällen zeigt sich, das der Reim sprachlich einen konservierenden Einfluß ausübt; vgl. Nr. 207.

Das Haus ist als Apotheke gebaut, worauf der Mörser und die Waage hindeuten.5) 1585 gab es in Bodenwerder den etwa 30 Jahre alten Kramer Martin Farber und einen Hutmacher Dietrich Steinkamp.6) Ein Heinrich Steinkamp wird bald nach 1600 als Neubürger aufgenommen; 1611 ist er „Holzgeschworener“.7)

Textkritischer Apparat

  1. WILhELM] Der Schaft von L und M sind identisch; der Balken des L ragt in den Mittelteil des M.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 46.
  2. Die ersten zwei Zeilen wurden bereits 1610 an einem Haus in Bodenwerder angebracht; vgl. Nr. 178. Variation auf: Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut; vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 2, Nr. 32.
  3. Wappen Farver (Hausmarke H8).
  4. Wappen Steinkamp (Herz aus dem eine Blume mit drei Blüten wächst).
  5. Vgl. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 46.
  6. Vgl. Burchard, Bevölkerung, S. 104f.
  7. Vgl. HStAH Dep. 55, Acc. 2007/009, Nr. 87 (Neubürgerregister) u. Nr. 107.

Nachweise

  1. Kdm. Bodenwerder/Pegestorf, S. 46, mit Abb. 14 u. Tafel 78.
  2. Krämer/Leiber, Weserrenaissance, S. 39 (Abb. 38).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 225 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0022501.