Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 223† Stadtoldendorf, St. Dionys 1624

Beschreibung

Grabplatte für Georg Krebs. Die Grabplatte lag nach Angaben Eggelings vor dem oberen Altar auf der Südseite, war in den 1920er Jahren aber bereits nicht mehr vorhanden.

Inschriften nach Eggeling.

  1. A

    Reverendus D(omi)n(us) Georgius Krebs p(iae) m(emoriae) obiit anno 1624 6. Aug(usti) mane hora (quar)ta quadragenarius

  2. B

    Warburgi natus studiis servivit amandoVitam coenobii quem post academia sumsitJulia. Rite scholae Rectoris munere functusAmelunxbornensis ter sex pastoris ibidemAnnos deinde duos fuit hic cum laude sacerdos

Übersetzung:

Der ehrwürdige Herr Georg Krebs seligen Angedenkens starb am 6. August im Jahr 1624 früh um 4 Uhr im Alter von vierzig Jahren. (A)

In Warburg geboren, diente er den Studien, liebte das Klosterleben, er, den später die Julische Akademie (d. h. die Universität Helmstedt) aufnahm. Nachdem er während dreimal sechs Jahren in Amelungsborn das Amt des Rektors der Schule pflichtgemäß versehen hatte und Pastor daselbst gewesen war, wirkte er danach zwei Jahre hier mit Anerkennung als Geistlicher. (B)

Versmaß: Hexameter (B).

Kommentar

Die folgenden biographischen Angaben zu Georg Krebs stützen sich im wesentlichen auf die Inschriften auf seiner Grabplatte: Geboren in Warburg im Jahr 1584 war er später Klosterschüler, vermutlich auch in Amelungsborn. Das erwähnte Studium in Helmstedt läßt sich durch die Matrikel allerdings nicht belegen.1) Die Angaben über seine berufliche Tätigkeit muß man so verstehen, daß er insgesamt fast 18 Jahre in Amelungsborn tätig war, und zwar von 1605 bis 1622. Zunächst war er Lehrer („Rektor“, eigentlich Präzeptor) der Klosterschule, seit 1608 Klosterpfarrer und damit zugleich Pastor in Negenborn.2) 1617 gab es einen Nachfolger als Schulrektor namens Conrad Cocus (Koch), mit dem der Klosterpfarrer Krebs in einem erbitterten Streit lag und den er wegen seines unsittlichen Lebenswandels anzeigte.3) Seit 1619 war Krebs „Pastor primarius adjunctus“ in Stadtoldendorf; als solcher besaß er aber vermutlich kein Einkommen, da sein Vorgänger Reinhold Trost offiziell bis 1622 im Amt war.4) Seine Amtszeit in Amelungsborn und Negenborn dürfte daher, den Angaben auf der Grabplatte folgend, bis 1622 zu verlängern sein; dafür spricht auch die Inschrift an dem von ihm in Stadtoldendorf erbauten Haus, in der er sich als Pastor in Amelungsborn bezeichnet; vgl. Nr. 215.5) Am 28. Juni 1622 wurde Georg Krebs als Pastor primarius in Stadtoldendorf eingeführt, verstarb aber bereits am 6. August 1624.6) Sein Nachfolger wurde Johannes Pressunius; vgl. Nr. 231.

Anmerkungen

  1. Vgl. Eggeling, Chronik, S. 219. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, S. 168. Auch in Wittenberg, Jena oder Marburg läßt er sich nicht nachweisen.
  2. Rauls, Klosterschule, S. 15. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 202, Nr. 10: Georgius Krebs, Wardburgensis, ordiniert am 26. Okt. 1608 in monasterio Amlixbornensi. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 140.
  3. Vgl. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 208f.
  4. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 179.
  5. Freist/Seebaß lassen diese in Negenborn (und damit auch als Klosterpfarrer) bereits 1619 enden; dies., Pastoren, Bd. 1, S. 140. Danach auch Rauls, Klosterschule, S. 15.
  6. Vgl. Eggeling, Chronik, S. 219. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 179; Bd. 2, S. 168 (Nr. 2155).

Nachweise

  1. Eggeling, Chronik, S. 219.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 223† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0022307.