Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 184† Wangelnstedt, Kirche 1610

Beschreibung

Glocke. Die 1750 noch vorhandene kleine Glocke trug Inschriften an der Schulter (oben um das Haupt). Auf der einen Seite die Inschriften A und B, auf der gegenüberliegende Seite Inschrift C.1) Die in der Abschrift offenbar normalisierten Inschriften müssen aus Platzgründen jeweils in mehreren Zeilen untereinander angeordnet gewesen sein. Steinacker erwähnt neben der größeren Glocke von 1669 eine zweite, 1878 gegossene Glocke, die der Ersatz für die von ihm nicht erwähnte von 1610 gewesen sein könnte.2)

Inschrift nach Corpus bonorum.

Maße: Dm.: ca. 71 cm (2½ Fuß).

  1. A

    Ora et labora turris vortissimaa) Deus3)

  2. B

    Durchs Feuer ich gefloßenvon Diderich Menten in Hildesheim gegoßen 1610

  3. C

    Ludolphus Fabricius Pastor Andreas Spinting Jacob Wassermann Jacob Hasper Altarsleute in Wangelstedt

Übersetzung:

Bete und arbeite. Eine fester Turm ist Gott. (A)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Der Bau der 1905 abgebrochenen Kirche in Wangelnstedt wurde, wie eine Inschrift am südwestlichen Chorfenster belegte, 1618 abgeschlossen; vgl. Anhang 1, 1618. Da der von der Gemeinde errichtete Saalbau keinen massiven Turm besaß – der Glockenstuhl befand sich in einem Dachreiter – kann der Guß durchaus vor Fertigstellung der Kirche erfolgt sein.4) Dietrich Mente hat im selben Jahr auch eine Glocke für Arholzen gegossen; vgl. Nr. 181 (mit weiteren Nachweisen).

Pastor Ludolf Faber (Fabricius), der aus Dielmissen stammte, amtierte in Wangelnstedt von 1609 bis 1617.5) Der Ackermann Jakob Wassermann (Waterman) und der Großköter Jakob Hasper werden auch 1620 genannt.6) Die Familien Waterman, Hasper und Spinti sind noch 1678/85 am Ort ansässig.7)

Textkritischer Apparat

  1. vortissima] Über v – wohl von derselben Hand – ein kleines f geschrieben.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach LkAW Corpus bonorum von Wangelnstedt (1750), S. 16.
  2. Vgl. Kdm. Kr. Holzminden, S. 221.
  3. Wohl nach Prv. 18,10: turris fortissima nomen Domini. In korrekter Form als Bauinschrift mehrfach angebracht: vgl. DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 435 (1539); DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 216 (1592); DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I), Nr. 398 (1660).
  4. Vgl. das Photo der früheren Kirche bei Anders, Wangelnstedt, S. 221. Anders’ dort angestellte Mutmaßungen über den Ablauf des Baus sind nicht haltbar.
  5. Vgl. Anders, Wangelnstedt, S. 223. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 1, S. 200; Bd. 2, S. 84, Nr. 1084.
  6. Vgl. Anders, Wangelnstedt, S. 233f. u. S. 224 (Vorfahren 1599).
  7. Vgl. ebd., S. 238–240.

Nachweise

  1. LkAW, Corpus bonorum von Wangelnstedt (1750), S. 16.
  2. Anders, Wangelnstedt, S. 225 (unvollständig und ohne Quellennennung, aber offenbar ebenfalls nach dem Corpus bonorum).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 184† (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0018405.