Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 182 Kirchbrak, St. Michaelis 1610

Beschreibung

Epitaph für Simon von Grone. Roter Sandstein, grau übermalt. Das Epitaph besteht aus einem hochrechteckigen Stein mit einem Giebelaufsatz. Die Inschrift A läuft erhaben in vertiefter Zeile auf der Rahmenleiste des Steins um. Im Innenfeld im Relief der mit einem knielangen Mantel und Kniehosen bekleidete Verstorbene in einer Nische stehend, in seiner rechten Hand Handschuhe. In den vier Ecken des Innenfeldes je ein Vollwappen mit einer eingehauenen Beischrift zu beiden Seiten der Helmzier (B). In dem geschweiften Giebelaufsatz die Inschrift C in eingehauenen Buchstaben.

Maße: H.: 253 cm; B.: 92 cm; Bu.: 4,7 cm (A), 3,2 cm (B), 3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. A

    ANNO : 1586 : DEN 23 : APRILIS · AM · TAG / GEORGY · IST · DER · EDLE VND · ERNVESTE · SIMON · VAN GRONE · GEBOREN · ANNO · 1610 : / DE(N) 29 · IANVARY · VHM 4 VHR · SE[LI]GLICH · IM · HERN · ENT·SCHL AFFEN · DESSEN · SELE · GODT · GNEDIG · SEI · SEINES · ALTERS : 25 · IAR

  2. B
    · S(IMON) · V(ON) · G(RONE) · A(NNA) · V(ON) · W(ECHSUNG) · 
    A(NNA) · V(ON) · K(AMPE) A · V(ON) · H(ACKE) 
  3. C

    ROM : 14. CAP : / VNSER KEINNER / LEBT IHM SELBER / VNND KEINNER STIRBT IHM / SELBER LEBEN WIR SO LEBEN / WIR DEM HERN STERBEN WIR / SO STERBEN WIR DEM HERN DAR/VMB WIR LEBEN ODER STERBEN SO / SEIND WIR DES HERREN DEN · DAZV · IST / CIRISTVSa) AVCH GESTORBEN VND AVFFERSTANDEN / DAS ER VBER TODTE VND LEBENDIGE · HERRE SEI1)

Wappen:
Grone2)Wechsungen4)
Campe3)Hacke5)

Kommentar

An den mit breitem Strich ausgeführten Buchstaben der Inschrift A sind die Schaftenden keilförmig verbreitert. R ist mit geschwungener und weit ausgestellter Cauda, G mit gebogener Cauda, N mit geschwungenem Schrägschaft ausgeführt. Das asymmetrische Y ist mit einem spitzwinklig (GEORGY) bzw. stumpfwinkelig (IANVARY) geknickten linken Schrägschaft gestaltet, beide Balkenenden des T sind rechtsschräg abgeschnitten. Der obere Balken des E endet in einem ausgeprägten Dreiecksporn. Die eingehauene Schrift von (B) und (C) ist schlanker und mit serifenförmigen Sporen versehen. Die weit ausgestellte, geschwungene Cauda des R setzt am Bogen an, beide Schrägschäfte des K sind gebogen. Neben eine aufgerichtete 4 und 5 mit durchgebogenem Deckbalken treten eine spitze 2 und 3. Die 1, bestehend aus einem Schaft, ist in (A) unten nach links gebogen, in (B) gerade und mit einem Punkt versehen.

Simon von Grone (1586–1610) ist nach den Angaben auf seinem Epitaph knapp drei Monate vor seinem 24. Geburtstag gestorben; die formelhafte Hinzufügung, er sei SEINES ALTERS 25 IAR gewesen, zeigt, daß aus solchen Altersangaben nur vermutungsweise auf Geburtsjahre geschlossen werden kann.

Simon von Grone, den elterlichen Wappen zufolge ein Sohn des 1593 ermordeten Johann von Grone und seiner Frau Anna von Campe (vgl. Nr. 129), hatte 1607 zusammen mit Heinrich von Grone die Glocke in Kirchbrak gestiftet; vgl. Nr. 168. Er setzte seine Frau Anna von Wechsungen als Erbin ein. Zwei Tage nach dem Tod ihres Mannes erschienen der Anwalt David Koch und der Notar Johann Eggerdes aus Einbeck, um in ihrem Namen und dem ihrer unmündigen Kinder auf traditionelle Weise Besitz vom „Oberhof“ in Kirchbrak zu ergreifen.6) Die Witwe heiratete in zweiter Ehe einen Vetter Simons, Georg von Grone (1595–1626), der vermutlich der jüngste überlebende Sohn Heinrich von Grones war.7) 1634 setzte sie ihren beiden Männern mit der Stiftung eines Epitaphaltars ein Denkmal; vgl. Nr. 241.

Die Familie von Wechsungen, die ihren Stammsitz in Groß Wechsungen westlich von Nordhausen hatte, ist seit dem späten 17. Jahrhundert ausgestorben; auch die Familie der Mutter Anna von Wechsungens, die Hackes, besaßen in jenem Ort ein Gut.8)

Textkritischer Apparat

  1. CIRISTVS] Beabsichtigt war wahrscheinlich die Ligatur CHR; der Steinmetz hat es aber versäumt, den Balken zu hauen.

Anmerkungen

  1. Rö. 14,7–9.
  2. Wappen Grone (aufgerichtete gerautete Wecke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 3.
  3. Wappen Campe (gespalten, rechts geschacht). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 4 u. Tafel 2.
  4. Wappen Wechsungen I (Balken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 179 u. Tafel 117.
  5. Wappen Hacke V (zwei senkrecht gestellte, mit dem Rücken gegeneinander gekehrte Regenbogen). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 60 u. Tafel 38. Bei Spießen Hacke VII; vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 63 u. Tafel 151.
  6. Vgl. Hölscher, Ergreifen, passim.
  7. Vgl. Behrens, Grone: Stammtafel I u. S. 13. Behrens sagt sonst nichts zu ihm.
  8. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 179 (Wechsungen) und ebd., S. 60 (Hacke V). Weitere Hinweise auf ihre Vorfahren gibt der 1634 errichtete Epitaphaltar; vgl. Nr. 241.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 311.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 182 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0018201.