Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 146 Ottenstein, Liebfrauen 1598

Beschreibung

Epitaph für Hans Althaus und seine Kinder. Ölgemälde auf Holz, Rahmen erneuert. Das Epitaph, das ursprünglich in der Hattenser Kirche hing,1) ist heute in der Kirche in Ottenstein an der Nordwand aufgehängt. Das Epitaph ist in zwei Zonen untergliedert. Oben ein Gemälde, daß die Familie zu beiden Seiten unter dem Kreuz kniend zeigt, links der Verstorbene mit sechs Söhnen, rechts seine Ehefrau mit drei Töchtern. Am Kreuz ein Schriftband mit dem Titulus A. Auf dem beschädigten Gemälde sind zwei der Söhne und eine Tochter durch rote Kreuze als verstorben gekennzeichnet. Durch eine Rahmenleiste von dem Gemälde getrennt unten eine querrechteckige Schrifttafel mit Inschrift B. Inschrift A schwarz auf hellem Grund, B hell auf dunklem Grund gemalt.

Maße: H.: 111,2 cm; B.: 74 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur und humanistische Minuskel (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)2)

  2. B

    Anno : 1598 : den : 23 : ianuarÿ Ist d[er] Ersame vnd fvr=/s[ich]tige Hans Althvs samp 2 · sohn[en] v[n]d 2 · Doch/te[rn] sehliglich in Gott verstorben · deren seele(n) / Gott gnad[ig sey].

Kommentar

Die Frakturbuchstaben zeichnen sich durch viele Brechungen und Verzierungen aus; das lateinische ianuarÿ und Anno sind in humanistischer Minuskel geschrieben.

Die Hattenser Kirche ist die ursprüngliche Pfarrei, deren Funktion sich mit der Aufgabe des Dorfes und der Ansiedlung der Bewohner zu Füßen des Amtshauses Ottenstein in die dort ab 1601 erbaute Kirche verlagerte; Hattensen war weiterhin Begräbnisort.3) Hans Althaus, der nicht zu den Geistlichen der Region gehört, könnte Amtmann der Pfandinhaber von Ottenstein gewesen sein. Die Inschrift deutet an, daß er zusammen mit vier seiner Kinder, womöglich durch die Pest4) oder bei einem Unglücksfall, ums Leben gekommen ist.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 411. Freist, Ottensteiner Chronik, S. 141.
  2. Io. 19,19.
  3. Kdm. Kr. Holzminden, S. 403f. u. 409f.
  4. So Freist, Ottensteiner Chronik, S. 141. Zu 1598 als Pestjahr in Südniedersachsen vgl. Bulst, Pest, S. 258f. u. 263.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 411.
  2. Freist, Ottensteiner Chronik, S. 141.
  3. Krämer/Leiber, Weserrenaissance, S. 34, Abb. 32.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 146 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0014605.