Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 125 Amelungsborn, Klosterkirche 1592

Beschreibung

Taufstein. Grauer Sandstein. Heute im östlichen Teil des südlichen Chorumgangs. Der achtseitige, becherförmige Taufstein war bis 1840 im Westen des Kirchenschiffes, vermutlich in der Nähe der Paradiestür, auf einer runden dreistufigen Erhöhung und umgeben von einem Eisengitter aufgestellt; später befand er sich zeitweise im Amtsgarten.1) Auf dem aus Voluten gebildeten Schaft Beschlagwerkornamente mit Fruchtgehänge und geflügelten Engelsköpfen, darunter auf dem Übergang zum Fuß des Taufsteins die eingehauene Jahreszahl und ein Meisterzeichen (M9). Um die Beckenwandung Rollwerkkartuschen mit geflügelten Engelsköpfen über Blumen im Wechsel mit vier teils plastisch gearbeiteten, teils aufgemalten Wappen; die aufgemalten Wappen sind durch Restaurierung ergänzt.

Maße: H.: 109,5 cm; Dm.: 68 cm. Ziffernhöhe: 2–2,5 cm.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/2]

  1. 1592

Wappen:
Kloster Amelungsborn2)
Abt Vitus Busch3)
Braunschweig-Wolfenbüttel4)
Bistum Halberstadt5)

Kommentar

Neben eine gebogene 1 tritt eine schaftförmige, rechtsgewendete 5, bestehend aus Deckbalken, Schaft und Bogen; hinzu kommen eine eingerollte 9 und runde 2. Die Schaft- und Bogenenden sind, mit Ausnahme der 9 und des oberen Bogenendes der 2, keilförmig verbreitert; bei 1 und 5 sind die unteren Schaftenden gespalten.

Nachdem in der früheren Klosterkirche kein Bedarf für einen Taufstein bestanden hatte, ergänzte die Aufstellung eines solchen den unter Abt Andreas Steinhauer (amt. 1555–1588) begonnenen und unter seinem Nachfolger Vitus Busch (amt. 1588–1598) fortgesetzten Umbau des Langhauses zur Gemeindekirche von Negenborn. Zu dem heute nicht mehr vorhandenen Eisengitter, das den Taufstein ursprünglich umgab, vgl. Nr. 126. Die ursprüngliche Taufschale und ein eiserner Deckel wurden bereits im Dreißigjährigen Krieg entwendet.6)

Anmerkungen

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136. Göhmann, 850 Jahre, S. 86f; ders., Taufstein. Heutger, Kloster Amelungsborn, S. 89f. Zur Aufstellung in der Nähe der Paradiestür vgl. Mahrenholz, Abtsliste III, S. 200f.
  2. Wappen Kloster Amelungsborn (Abtsstab mit Velum, davor ein geschachter Querbalken). Vgl. Corpus bonorum von 1753; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56. Mahrenholz, Abtsliste II, S. 121, Anm. 122.
  3. Wappen des Abtes Vitus Busch (Baum vor zwei gekreuzten Abtsstäben). Im Corpus bonorum von 1753 heißt es irrtümlich: allem Ansehn nach das Hollsteinsche; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270.
  4. Wappen Braunschweig-Wolfenbüttel. Vermutlich restauriert nach der Angabe Steinackers: „einst bemalt als herzogliches Braunschweigisches Wappen“; Kdm. Kr. Holzminden, S. 137. Vgl. Corpus bonorum; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56.
  5. Wappen Bistum Halberstadt (gespalten, silber und rot). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 5,1, S. 144 u. Tafel 227. Vermutlich restauriert nach der Angabe Steinackers, das sich hier das Halberstädtische Wappen befand; Kdm. Kr. Holzminden, S. 137. Steinacker bezieht sich auf das Corpus bonorum von 1753; vgl. StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56. Herzog Heinrich Julius (1564–1613) war seit 1566 erwählter Bischof von Halberstadt.
  6. Vgl. das Inventar von 1638/39: Tauffe woraus der Kessell Vnnd Deckell genommen; StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 5430.

Nachweise

  1. Corpus bonorum von Amelungsborn (1753); StAW 4 Alt 3 Amelb., Nr. 270 (ohne Seiten- oder Blattzählung).
  2. Druck: Göhmann, Spurensuche, S. 56.
  3. Kdm. Kr. Holzminden, S. 136f. (mit Abb. auf Tafel 7).
  4. Mathies, Taufbecken, S. 113 u. Abb. 71.
  5. Göhmann, Taufstein.
  6. Heutger, Kloster Amelungsborn, S. 89 (ohne Inschriften).

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 125 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0012506.