Inschriftenkatalog: Landkreis Holzminden

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 83: Landkreis Holzminden (2012)

Nr. 105 Kirchbrak, St. Michaelis 1588

Beschreibung

Grabplatte für das Wickelkind Jürgen von Grone. Roter Sandstein, grau übermalt. Die Inschrift A umlaufend um den Stein, erhaben in vertiefter Zeile. Im Innenfeld im Relief ein Wickelkind umgeben von einer Arkade. In den Ecken des Innenfeldes vier Vollwappen. Zwischen den beiden oberen Wappen die Bibelstellenangabe von Inschrift B, dem Bogenverlauf der Arkade angepaßt das zugehörige Bibelzitat B, wobei die letzte Zeile unterhalb des Arkadenbogens verläuft. Inschrift B erhaben in vertiefter Zeile.

Maße: H.: 130 cm; B.: 79,3 cm; Bu.: 5 cm (A), 3,1 cm (B, Bibelstellenangabe), 3,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Meike Willing) [1/1]

  1. A

    ANNO · 1 · 5 · 88 · DES · MA(N)DA/GES · NACH · MICHAELIS1) · TVISKEN · 12 · VND · 1 · SLA/GE · IS · DE · EHRENVESTE · IVN/C/KERa) · IVRGEN · V(ON) · GRONE · IN · GOT · ENTZLAPEN ·

  2. B

    MARTCI · X // LATHET · DE · KINDERKE(N) · THO · MI · KOMEN · VND · WE=/RET · EN · NICHT · WENTE · SOLCKER · IS · DAT · HIM//MELRIKE2)

Übersetzung:

Im Jahr 1588, am Montag nach Michaelis, ist zwischen 12 und 1 Uhr der ehrenfeste Junker Jürgen von Grone in Gott entschlafen. (A)

Markus 10: Laßt die Kinderchen zu mir kommen und wehrt sie nicht ab, denn ihnen gehört das Himmelreich. (B)

Wappen:
Grone3)Hake5)
Hohnhorst4)Pladise6)

Kommentar

Auffallend an der klaren, nahezu ohne Sporen und in einheitlich breiter Kontur ausgeführten Kapitalis ist ein zweibogiges, zweistöckiges Z, bei dem der untere Bogen verkürzt ist. Der Mittelteil des konischen M endet über der Mittellinie, D besitzt nach links über den Schaft hinausgehende Bogenenden; G ist mit einer verlängerten geraden Cauda, R mit einer geschwungenen, nach unten spitz zulaufenden Cauda versehen. Diese Eigenheiten deuten auf einen Werkstattzusammenhang mit dem Epitaph für Anna Maria von Grone aus dem Jahr 1590 hin; vgl. Nr. 117.

Jürgen von Grone ist das als Säugling verstorbene Kind von Heinrich von Grone (1512–1617) und dessen zweiter Frau Anna Maria Hake, deren Eltern Hartung Hake (gest. 1580) und Walburga von Pladise (gest. 1566) waren;7) vgl. Nr. 70 u. 89. Links neben der Grabplatte für den Säugling ist die für seine 1590 gestorbene Schwester Anna Maria angebracht; vgl. Nr. 117.

Textkritischer Apparat

  1. Das C schräggestellt in der Ecke.

Anmerkungen

  1. 30. September.
  2. Mk. 10,14.
  3. Wappen Grone (aufgerichtete gerautete Wecke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 3.
  4. Wappen Hohnhorst (drei Rosen an schräggelegtem Zweig). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 6 u. Tafel 4.
  5. Wappen Hake (zwei senkrecht gestellte, auswärts gekehrte Haken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 4.
  6. Wappen Pladise (drei Stechpalmblätter). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 99; Bd. 2, Tafel 244.
  7. Vgl. Hake, Familiengeschichte, S. 175f. u. 154–157. Hölscher, St. Michael, S. 13.

Nachweise

  1. Kdm. Kr. Holzminden, S. 310.

Zitierhinweis:
DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 105 (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di083g015k0010504.