Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 285 Duderstadt, Kurze Str. 28 1608

Beschreibung

Schwellbalken und Türsturz. Zweigeschossiges traufenständiges Fachwerkhaus mit Zwischengeschoß, sieben Gefache breit, heute als Wirtschaftsgebäude genutzt, daher die Fensteröffnungen vermauert. Die Brüstungsfelder des Zwischengeschosses und des Obergeschosses sind mit Blendarkaden verziert. Auf dem Schwellbalken des Obergeschosses über einer Zahnschnittleiste die Inschrift A, auf dem über die linke Haushälfte verlaufenden Schwellbalken des Zwischengeschosses die Inschrift B, auf dem höher liegenden Schwellbalken der rechten Hausseite über der Tordurchfahrt die Inschrift C, beide Inschriften über Zahnschnittleisten. Die Toreinfahrt ist durch einen Schweifbogen verziert, auf dem Sturz die Inschrift D zwischen zwei Wappenschilden. Im rechten Wappen die Inschrift E. Alle Inschriften sind in vertiefter Zeile erhaben geschnitzt und in Gold auf Blau gefaßt.

Maße: Bu.: 9 cm (A, D), 5 cm (B, C, E).

Schriftart(en): Kapitalis, mit Versalien (B).

Sabine Wehking [1/6]

  1. A

    [W]ER MICH LIBET DER WIRD MEIN WORD HALTEN · VND MEIN VATER WIRD IHN LIBEN VND WIR WERDEN ZV IHM KOMEN VND WONVNGE BEI IHM MACHEN IO 14 · 1)

  2. B

    ESAIE 45 ICH BIN DER HERr SONST KEINER MEHR KEIN GOT IST ON ICH ICH HABE DICH GERVSTET DO DV MICH NOCH NIT KENTEST 2)

  3. C

    ICH BIN DI THVR SO IEMANT DVRCH MICH EINGEHET DER WIRT SELIG VND WIRT WEIDE FINDEN IO, 10 3)

  4. D

    ANNO · DOMINI · · M · DC · VIII ·

  5. E

    B B B

Wappen:
Hagen4)Borchmann?5)

Kommentar

Sehr sorgfältig geschnitzte Kapitalis mit Bogenverstärkungen und Sporen, durchgängig epsilonförmiges E und lange geschwungene Cauda des R. In der Inschrift A weit nach links gebogene, spitz auslaufende Schräghasten der Buchstaben. Die D-Versalien in der Inschrift B oben offen.

Das Haus wurde 1608 von dem Duderstädter Ratsherrn Bartold von Hagen errichtet, der von 1601 bis 1610 im Besitz des Hauses Kurze Str. 28 nachweisbar ist.6) Bartold von Hagen war der Sohn des Heinrich von Hagen und der Ottilie Borchmann.7) Er leistete im Oktober 1596 den Bürgereid8) und heiratete im selben Monat Katharina von Hagen, die Tochter des Valtin von Hagen.9) Das Ehepaar wohnte vermutlich seit der Eheschließung in einem Haus an der Marktstraße, das die Witwe noch bis 1637 besaß und dann einem der Söhne übergab.10) Seit der Ratswahl im November 1604 bis zu seinem Tod war Bartold von Hagen Mitglied des Duderstädter Rates und fungierte verschiedentlich als Schützenherr, Apothekenherr und Kämmerer.11) Er starb am 14. Januar 1634.12)

Anmerkungen

  1. Jh. 14,23.
  2. Jes. 45,5.
  3. Jh. 10,9.
  4. Wappen Hagen (quergelegter Baumstamm, daraus oben sieben Flammen). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 24 u. Tafel 25.
  5. Wappen Borchmann? (Balken, darauf die Inschrift B B B).
  6. Kaufholz, Hausbuch, Teil 4 (Sackviertel), S. 340.
  7. Ebd.
  8. StA Duderstadt, AB 8278, fol. 2r.
  9. StA Duderstadt, AB 146, fol. 71v. Der Vorname erwähnt 1602 in Zusammenhang mit einem Zinskauf: StA Duderstadt, AB 8077, fol. 86v.
  10. Kaufholz, Hausbuch, Teil 3 (Stubenviertel), S. 303, der das Grundstück der heutigen Adresse Marktstr. 43 zuordnet.
  11. StA Duderstadt, AB 8077 passim.
  12. Ebd., fol. 243v.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 31 (A, C, D).
  2. Engelhard, Hausinschriften, S. 35.
  3. Jaeger, Bilder, S. 22f. (nach Engelhard, A–C normalisiert).
  4. Lufen, Landkreis Duderstadt, S. 165.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 285 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0028504.