Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 137 Hann. Münden, Städtisches Museum 2. V. 16. Jh.

Beschreibung

Lade. Holz, farbig gefaßt. Die Lade befand sich zum Zeitpunkt der Bearbeitung im Magazin des Städtischen Museums. Über ihre Herkunft ist nichts bekannt. Die alte Farbfassung ist stark beschädigt. Auf der einen Längsseite ein Relief mit der Darstellung des Abendmahls, die anderen Seiten sind schlicht, der Deckel ist gegiebelt und oben abgeflacht. Der Tisch, an dem Christus mit seinen Jüngern sitzt, ist vor einem Arkadenbau aufgestellt, durch dessen Bögen man auf die dahinterliegende Landschaft blicken kann, vor den Bogenzwickeln Engelsköpfe. Christus ist durch einen großen sternförmigen Nimbus hervorgehoben. Um die Reliefdarstellung verläuft auf einer Leiste an den Seiten und oben die in Gold auf Blau gemalte Inschrift A. Auf der unteren Rahmenleiste die ebenso ausgeführte Inschrift B, deren Schluß fehlt. Es ist nicht sicher, ob dieser an anderer Stelle ausgeführt war. Links und rechts außen wird das Relief von einem männlichen und einem weiblichen Hermenpilaster gerahmt, die jeweils einen Wappenschild halten.

Maße: H.: 42,5 cm; B.: 83 cm; T.: 51 cm; Bu.: 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit einzelnen Merkmalen der frühhumanistischen Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    MI · HEFT · VAN · HERTE/N · SER · VORLANGET · DIT · PASCHELAM · MIT · IW · THO · ET/ENDE · ER · DEN · ICK · LID 1)

  2. B

    WENTE · IC[K] · SEGGE · IVW · DAT ICK · NV · VORDAN · NICHT · MER 2)

Übersetzung:

Ich habe mir sehr von Herzen gewünscht, dieses Osterlamm mit euch zu essen, bevor ich leide. (A) Denn ich sage euch, daß ich fortan nicht mehr ... . (B)

Wappen:
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Kommentar

Die Inschrift ist in Kapitalis mit durchgängig epsilonförmigen E sowie A mit breitem Deckbalken und gebrochenem Querbalken ausgeführt, die M stark konisch. Diese Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis verweisen auf eine Entstehung der Lade in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die durchgängig niederdeutsche Sprachform der Bibelzitate deutet auf eine Datierung in die Zeit unmittelbar nach dem Druck der niederdeutschen Version der Lutherbibel, also auf das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts.

Anmerkungen

  1. Lk. 22,15.
  2. Lk. 22,16. Sinngemäß zu ergänzen zu: Denn ich sage euch, daß ich fortan nicht mehr davon essen werde.
  3. Wappen ? (Schild geteilt?, oben Hausmarke H4, unten geteilt?).
  4. Wappen ? (Baum).

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 137 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0013703.