Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 376† Duderstadt, kath. Kirche St. Cyriakus 1641

Beschreibung

Grabdenkmal der Helena Gruber von Bischelsdorf. Über den Verbleib und die Gestaltung ist nichts bekannt, es dürfte sich aber um ein Epitaph gehandelt haben. An dem Grabdenkmal war eine 32teilige Ahnenprobe angebracht.

Inschriften nach Würdtwein.1)

  1. A

    Hans Albrecht von Westernhagen Fürstl(ich) Braun(schweigischer) und Lüneburgischer wohl bestelter Ober-Leutenant

  2. B

    Tristitiam pariunt proles subito morientes laetitiam faciunt caelica castra mihi

  3. C

    Helena Westernhagen gebohrne Gruberin von Bischeldorff Niederhausen und Aich in Niederbayern umb die Stadt Landau liegend ist a(nn)o 1601 am 8 februar(ii) am tage Helena abendts zwischen 4 und 5 uhr geborn a(nn)o 1641 am 29 ianuar(ii) abendts zwischen 3 und 4 uhr als eine sechswocherin seelig gestorben am 6 april in diese Kirch christlichen beygesezt worden ihres alters 40 jahr Gott verleihe dem leibe eine sanffte ruhe und fröliche auferstehung

Übersetzung:

Traurigkeit bewirken Nachkommen, die plötzlich sterben, Freude bereiten mir die himmlischen Quartiere. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Kommentar

Helena Gruber von Bischelsdorf war die erste Ehefrau des Hans Albrecht von Westernhagen. Beide lernten sich am braunschweigischen Hof in Schloß Herzberg kennen, wo Hans Albrecht von Westernhagen als Hofjunker diente. Die Hochzeit fand am 6. Juni 1621 statt. Hans Albrecht von Westernhagen machte eine Militärkarriere und wurde schließlich am 30. Juli 1642 vom Erzstift Mainz zum Kommandanten des Eichsfelds ernannt.2) Diese Bestallung spricht für die große Begabung Westernhagens auf dem Gebiet von Militär und Politik, da es in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Kriegs darum ging, für das bereits völlig ausgeblutete Eichsfeld Bedrohungen besonders von schwedischer Seite abzuwenden.3) Helena Gruber von Bischelsdorf war bereits vor der Ernennung ihres Mannes zum Kommandanten des Eichsfeld im Februar 1641 bei der Geburt ihres fünfzehnten Kindes verstorben. Hans Albrecht von Westernhagen heiratete 1644 in zweiter Ehe Beata von Hopfgarten, die Witwe des Otto Christoph von Kerstlingerode (vgl. Nr. 379), und nach deren Tod in dritter Ehe Anna Maria von Wangenheim. Hans Albrecht von Westernhagen starb am 3. September 1671.4)

Anmerkungen

  1. Das Würdtweinsches Epitaphienbuch (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 1098 II 57a) geht zurück auf einen von dem Mainzer Weihbischof Stephan Alexander Würdtwein veranlaßten Aufruf des Erzstifts vom 21. Januar 1765, demzufolge alle mit Inschriften und Wappen versehenen Grabdenkmäler abgezeichnet oder beschrieben werden sollten. Hierzu vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis), S. XXXVIII. Der Rücklauf aus dem Eichsfeld scheint jedoch nur sehr spärlich gewesen zu sein, da außer dem Epitaph der Helena Gruber von Bischelsdorf für Duderstadt lediglich noch die Inschriften der Grabplatte der Familie von Wehre (Nr. 18) in St. Servatius überliefert sind.
  2. Vgl. Westernhagen, Geschichte, S. 271 u. S. 273f.
  3. Vgl. Wehking, Amt Gieboldehausen, S. 138–141.
  4. Westernhagen, Geschichte, S. 273f.

Nachweise

  1. Würdtweinsches Epitaphienbuch (um 1765), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 1098 II 57a, p. 391f.
  2. Westernhagen, Geschichte, Tafel S. 274/275 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 376† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0037600.