Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 374 Hann. Münden, Vor der Burg 13 1640

Beschreibung

Zwei Torbögen.1) Dreigeschossiges traufenständiges Fachwerkhaus, 15 Gefache breit, die Füllhölzer mit Kehle-Stab-Profil verziert. Bemerkenswert ist die hohe Tordurchfahrt mit den Torbögen auf der Vorder- und Rückseite des Hauses. Auf dem Torbogen der Vorderseite die nur noch schwach zu erkennende Inschrift A, auf dem Torbogen der Rückseite die Inschrift B. Die Inschriften sind leicht erhaben geschnitzt, die Inschrift B zeigt Reste von Vergoldung und ebenso wie die Reste von Inschrift A aufwendig gestaltete Frakturversalien.

Inschrift A ergänzt nach der Inschriftensammlung Arnold.2)

Maße: Bu.: 6 cm (Fraktur), 8 cm (Kapitalis).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    Ach Gott [Du Wollest Für Mich Streiten / E]in Sehliges Ende [Mir Bereiten /] AN(N)O 1640 MEN[SE Junio]

  2. B

    An Gottes Segen / Jst alles Gelegen / Andreas Messerschmidt Gerdrauth Dedners / ANNO · 1640 MENSE IUNIO

Kommentar

Im Jahr 1625 beantragte Andreas Messerschmidt seine Aufnahme in die Kaufgilde mit der Begründung, sein Schwiegervater Hermann Tedener habe seinen Kindern und Erben die Kaufgildeberechtigung hinterlassen. Auf Anweisung der Kaufgilde einigte er sich mit den Miterben und ist seit 1627 als Kaufgildemitglied nachzuweisen.3) Im Jahr 1627 gehörte er dem alten Rat der Stadt Münden als Kämmerer an, d. h. er hatte bereits 1626 als Kämmerer des neuen Rates fungiert.4) 1629 ist er erstmals als Gildemeister der Kaufgilde nachzuweisen, seit 1633 amtierte er als Bürgermeister, 1634 und 1636 im Wechsel mit dem Bürgermeisteramt erneut als Gildemeister der Kaufgilde.5) In der jüngeren Mitgliederliste der Schifferbruderschaft ist er auch als Mitglied der Schifferbruderschaft verzeichnet.6) Das Amt des Bürgermeisters bekleidete Andreas Messerschmidt bis zu seinem Tod Anfang Dezember 1651. Am 3. Dezember 1651 wurde er dem Kirchenbuch von St. Blasius zufolge begraben.7)

Anmerkungen

  1. No. 50,1, altes Hinterhaus von Lange Str. 17 (8 / No. 21).
  2. Nach Inschriftensammlung Arnold trug die Inschrift A in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts noch eine farbige Fassung.
  3. StA Hann. Münden, Protokollbuch der Kaufgilde (ohne Signatur), fol. 145r/v.
  4. StA Hann. Münden, ÄR 20, fol. 56v. Aufgrund des Tillyschen Überfalls auf Münden 1626 sind die Quellen für dieses Jahr sehr lückenhaft.
  5. StA Hann. Münden, B 1166 (unpaginiert).
  6. StA Hann. Münden, B 1677 (unpaginiert), Nr. 111. Der Eintrag belegt, daß Kaufleute zugleich Mitglied der Schifferbruderschaft sein konnten. Die Mitgliederliste enthält in ihrem ältesten Teil 245 Namen von vor dem Jahr 1666 eingetretenen Mitgliedern und dürfte um mehrere Jahrzehnte zurückgehen.
  7. Kirchenbuchamt St. Blasius, Hann. Münden, KB I. 2., fol. 387r. Die Angabe von Brethauer (Karl Brethauer, Das Haus „Im Engel“ – Zeuge von „Alt-Münden“. In: Unsere Heimat, Beilage der Mündenschen Nachrichten 50, 1969), Messerschmidt sei 1657 gestorben, ist unzutreffend.

Nachweise

  1. Fischer, Kunstdenkmäler, S. 35.
  2. StA Hann. Münden, Handschrift Lotze, Bd. 1, p. 429 (B Namen und Jahreszahl).
  3. Karl Brethauer, Das Haus „Im Engel“ – Zeuge von „Alt-Münden“. In: Unsere Heimat, Beilage der Mündenschen Nachrichten 50, 1969.
  4. Wegner, Häuserspuren.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 374 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0037406.