Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 319 Friedland, ev.-luth. Kirche 1619

Beschreibung

Grabplatte des Erich von Bardeleben. Grauer Sandstein. Die in der unteren Hälfte stark zerstörte Platte ist im Kircheninnern in die Südwand eingemauert. Auf der äußeren Rahmenleiste der Platte waren ehemals 16 plastische Vollwappen angeordnet, von denen im oberen Teil acht ganz oder teilweise erhalten sind. Innen vor einer Nische die nahezu vollplastische Figur eines Mannes in reich ornamentierter Rüstung, um den Hals trägt er eine Halskrause, über der Brust eine Schärpe. Zwischen den Wappen und der Figur verlief früher die erhaben gehauene Inschrift um, von der nur der obere Teil erhalten ist. Die Wappen waren mit Ausnahme der beiden oberen in der Mitte durch Initialen (B) in eingehauenen Buchstaben auf Täfelchen darunter gekennzeichnet, von denen vier erhalten sind.

Maße: H.: 224 cm; B.: 104 cm; Bu.: 5,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    ANNO 1619 / DEN 16 · AVG(VST) · IS [ – – – / – – – / – – – ] GOT · SELICHa) · ENTSCHAFFENb)

  2. B
    D(IE) V(ON) S  D(IE) V(ON) [.] 
    D(IE) V(ON) L(ANDSBERG)  D(IE) V(ON) D 
Wappen:
Bardeleben1)Rheden2)
?3)Grone4)
Landsberg5)Dettelbach?6)
Mandelsloh7)?8)

Kommentar

Zu Übereinstimmungen zwischen dieser Grabplatte und der Grabplatte für Johann Anton von Bardeleben von 1604 vgl. Nr. 274. Stilistische Übereinstimmungen in der Darstellung des Verstorbenen, der Anordnung der Wappen und Wappenbeischriften und in der detailliert gestalteten Kleidung gibt es auch zwischen dieser Grabplatte und der Grabplatte des Johann Dietrich von Hanstein aus dem Jahr 1611 (Nr. 296).

Erich von Bardeleben ist in der Musterungsrolle von 1585 als Sohn des verstorbenen Curt von Bardeleben neben Anton von Bardeleben zu Friedland und dem ehemaligen fürstlichen Rat Anton von Bardeleben aufgeführt.9) Zu diesem Zeitpunkt war er auf dem bei Scheden gelegenen Gut Wellersen ansässig, das die von Bardeleben 1591 an die Familie von Stockhausen verkauften.10) In dem Calenbergischen Landtagsabschied von 1601, in dem Streitigkeiten zwischen Herzog Heinrich Julius und der Landschaft Calenberg beigelegt wurden, ist Erich von Bardeleben als einer der Vertreter der Ritterschaft genannt.11)

Textkritischer Apparat

  1. ICH kleiner hinter dem Ellenbogen der Figur.
  2. Sic! Die Ausführung des L wurde vergessen.

Anmerkungen

  1. Wappen Bardeleben (drei Beile). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 10, S. 1 u. Tafel 1.
  2. Wappen Rheden (achtspeichiges Rad). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 14 u. Tafel 15.
  3. Wappen ? (schreitender Hahn).
  4. Wappen Grone (aufgerichtete gerautete Wecke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 3.
  5. Wappen Landsberg (geteilt, oben Fuchs, unten schräges Gitter). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78; Bd. 2, Tafel 190.
  6. Wappen Dettelbach? (Hahnenkopf und -hals). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 1, Teil 1, S. 32 u. Tafel 29.
  7. Wappen Mandelsloh (Jagdhorn). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 253 u. Tafel 303.
  8. Wappeninhalt zerstört, in Helmzier gespaltener Schild.
  9. Bevölkerung Calenberg-Göttingen, S. 53. Offenbar gab es zur selben Zeit noch einen zweiten Erich von Bardeleben, der als Zeuge im Testament des Guntzel von Schnehen vom 12. November 1601 als Sohn eines zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Anton von Bardeleben genannt ist (StA Göttingen, Urkunden, lf. Nr. Dep. 75 Schnehen, Nr. 163), der wiederum nicht mit dem erst 1604 verstorbenen Johann Anton von Bardeleben (Nr. 274) identisch sein kann.
  10. Lufen, Altkreis Münden, S. 253.
  11. StA Göttingen, Urkunden, lfd. Nr. 285, 10. Oktober 1601.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 61.
  2. Lücke, Dorfbilder, Heft 1, S. 28.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 319 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0031902.