Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 274 Friedland, ev.-luth. Kirche 1604

Beschreibung

Grabplatte des Johann Anton von Bardeleben. Sandstein. Die Platte, die an der Südwand in der Kirche aufgestellt ist, war offenbar bereits im 19. Jahrhundert im unteren Teil zerstört. Um den Stein verläuft in vertiefter Zeile eine erhaben gehauene Inschrift (A), deren unterer Teil heute fehlt. In den Ecken wohl ursprünglich vier Medaillons mit Vollwappen darin, die beiden unteren nicht erhalten. Unten auf dem Rand der beiden oberen Medaillons jeweils eingehauene Initialen (B), auf der linken Seite nur noch schemenhaft zu erkennen. Im Innenfeld in einer von Tauband eingefaßten Nische die Reliefdarstellung des Verstorbenen in einem mit Quasten besetzten Mantel und reich gemusterter Kniehose und Weste, über der Brust eine Schärpe, in der Rechten hält er drei Blumen.

Maße: H.: 207 cm; B.: 103 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    ANNO 1604 / DEN 20 · FEB(RVARII) ZWISHEN · 9 · VNDT · 10 · AVRE[ – – – / – – – / – – – IO]HAN ANTON VON BARLEBEN IN GOT ENTSCHL AFFEN

  2. B

    D(IE) V(ON) B(ARLEBEN)1) // D(IE) V(ON) B2)

Kommentar

Die Grabplatte weist vor allem in der detaillierten Gestaltung der Kleidermuster eine große Ähnlichkeit zu der ebenfalls für ein Mitglied der Familie von Bardeleben bestimmten Platte Nr. 319 von 1619 auf. Beide Platten könnten aus derselben Werkstatt stammen. Darauf verweisen auch gewisse Übereinstimmungen in der Ausführung der erhaben gehauenen Kapitalis, die hier senkrecht ausgerichtet, auf der Platte von 1619 jedoch leicht rechtsgeneigt ist. Gemeinsam ist beiden Schriften die deutliche keilförmige Verbreiterung der Buchstabenenden.

Johann Anton von Bardeleben ist wahrscheinlich mit dem in der Musterungsrolle von 1585 als Tönnies von Bardeleben zu Friedland aufgeführten Mitglied der Familie zu identifizieren3) und nicht, wie Lücke vermutet,4) mit dem ebenfalls in der Musterungsrolle verzeichneten ehemaligen fürstlichen Rat Anton von Bardeleben. Die Regierung in Münden verfügte 1564 die Übergabe eines Vorwerks in Friedland, das bis dahin Ludolph Fischer (vgl. Nr. 151) in Pacht hatte, an Tönnies von Bardeleben.5)

Anmerkungen

  1. Wappen Bardeleben (drei Beile). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 10, S. 1 u. Tafel 1.
  2. Wappen ? (geteilt, unten Wolken?).
  3. Bevölkerung Calenberg-Göttingen, S. 53.
  4. Lücke, Burgen, S. 40.
  5. Ebd.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 60.
  2. Lücke, Dorfbilder, Heft 1, S. 28.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 274 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0027401.