Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 112 Hann. Münden, ev.-luth. Kirche St. Blasius 1505

Beschreibung

Grabplatte des Sittich von Berlevessen. Sandstein. Die hochrechteckige Grabplatte ist an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs in der Kirche aufgestellt. Auf der breiten Rahmenleiste läuft in vertiefter Zeile die erhaben gehauene Inschrift um, die teilweise zerstört ist. Im Innenfeld im Flachrelief die Darstellung des Verstorbenen unter einem Baldachin, zu seinen Füßen ein Vollwappen.

Inschrift ergänzt nach Mithoff.

Maße: H.: 199 cm; B.: 110 cm; Bu.: 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Sabine Wehking [1/3]

  1. [Anno] d(omi)ni Mdv [dominica / p(ost) – – – obiit] sedich de Barleuessen et [ – – – ] / die barbare1) [obiit .... /...........]en a) [ux]or eius quo[ru(m) a]n(ima)e r(e)q(ui)esc(an)t i(n) pac[e]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1505 am Sonntag nach ... starb Sittich von Berlevessen und ... am Barbaratag starb ... seine Ehefrau, deren Seelen in Frieden ruhen mögen.

Wappen:
Berlevessen2)

Kommentar

Wenn es sich bei dem 1505 Verstorbenen um den bei Letzner genannten Sittich II. von Berlepsch handelt, dann dürfte die inschriftlich genannte Ehefrau Gesa von Oldershausen gewesen sein.3) Sittich von Berlevessen ist in Münden in der Zeit von 1477 bis 1504 mehrfach als Ratsherr nachzuweisen4) und fungierte von 1482 bis 1484 verschiedentlich als Kämmerer im Wechsel mit Hans von Berlevessen sowie als Gildemeister der Kaufleute.5) Er besaß Häuser in der Lohstraße und in der Burgstraße.6) Schon 1460 hatte der Mündener Rat Besitzungen an Sittich von Berlevessen vermeiert unter der Bedingung, daß er nicht mehr als einen Morgen Leinsamen anbauen durfte, um anderen Flachsanbauern nicht das Geschäft zu verderben.7)

Textkritischer Apparat

  1. Mithoff gibt für diese Stelle obiit m(?) ... Barlevessen an, dies läßt sich jedoch mit dem Befund der in der unteren Hälfte erhaltenen Buchstaben des Nachnamens nicht vereinbaren. Vielmehr lassen sich die erhaltenen Buchstabenhälften des Nachnamens in Kombination mit den Angaben bei Letzner (vgl. Kommentar) als ...ershusen lesen. Die heutige Lücke böte ausreichend Platz für obiit gesa / de oldershusen.

Anmerkungen

  1. 4. Dezember.
  2. Wappen Berlevessen (zwei Sittiche). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 7 u. Tafel 6: fünf Sittiche mit Halsbändern, 2:2:1 (Berlepsch).
  3. Johannes Letzner, Stammbuch und Chronik des uhralten adelichen und denkwirdigen Geschlechtes der von Berlebsch ... . Mühlhausen 1594, Cap. 22 (o. S.).
  4. Auszüge aus dem verlorenen Stadtbuch, StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 1, Heft 82, S. 5–17.
  5. Auszüge aus den verlorenen Kämmereiregistern, ebd., Nr. 3, Heft 4.
  6. StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 1, Heft 82, S. 13.
  7. Ebd., S. 43.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 141.
  2. Fischer, Kunstdenkmäler, S. 20.
  3. Lotze, St. Blasii-Kirche, S. 25.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 112 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0011206.