Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 44 Gieboldehausen, kath. Kirche St. Laurentius 1441
Beschreibung
Steintafel mit Bauinschrift. Die Tafel, die vom Vorgängerbau übernommen wurde, befindet sich heute außen am Chor der 1727–31 errichteten Kirche. Die Inschrift verläuft zwischen eingehauenen Linien dreizeilig in eingehauenen Buchstaben über den Stein, die erste und zweite Zeile sind am Beginn beschädigt. Am Ende der dritten Zeile ein Meisterzeichen (M4) in vertieftem Feld, im rechten Teil beschädigt.
Maße: H.: 40 cm; B.: 66 cm; Bu.: 7,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
-
anno · d(omi)ni · m° · cccc° / [xxxx]ia) · p(er) · m(a)g(ist)r(u)m · io/hanne(m) · rvstb) ·
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1441 durch den Meister Johannes Rust (erbaut).
Textkritischer Apparat
- Ergänzung nach Mithoff.
- rust] factum Mithoff sowie Koch und Hauff nach Mithoff.
Anmerkungen
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 63.
- Vgl. dazu Wehking, Amt Gieboldehausen, S. 67ff.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 63.
- Josef Koch, Gieboldehausen, Geschichtsbilder einer Fleckengemeinde. Duderstadt 1958, S. 73.
- Maria Hauff, Die katholische Kirche St. Laurentius. In: Gieboldehausen im Wandel der Zeiten, hg. v. d. Zweckverbandssparkasse Duderstadt. Duderstadt 1989, S. 17.
- Wehking, Amt Gieboldehausen, S. 69 mit Abb. – Wehking/Rexhausen, Gieboldehausen, S. 233f. mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 44 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0004403.
Kommentar
Worttrenner in Form von Quadrangeln mit nach oben und unten ansetzenden Zierhäkchen, am Ende der Inschrift ein Kreuzchen.
Die Ergänzung der heute beschädigten Jahreszahl in der Inschrift geht auf Mithoff zurück, zu dessen Zeit der Text offenbar noch vollständig erhalten war.1) Allerdings bedeckte im letzten Jahrhundert das heute über der Inschriftentafel angebrachte Kruzifix den mittleren Teil der Inschrift in allen drei Zeilen, so daß Mithoff diese nach seinen Mutmaßungen ergänzte und die ergänzten Buchstaben in Klammern setzte. Aus seiner Ergänzung ergibt sich die in der Literatur weitertradierte Lesung des letzten Wortes als factum anstelle des dort eingehauenen Nachnamens des Baumeisters.
Aus dieser frühen Zeit gibt es keine Quellen über den Kirchenbau in Gieboldehausen, so daß sich auch der Baumeister Johannes Rust nicht nachweisen läßt. Die Inschrift ist damit die einzige Quelle, die belegt, daß die Kirche in Gieboldehausen im Jahr 1441 neu gebaut wurde. Die Existenz einer Kirche in Gieboldehausen, deren Patronat das Stift Gandersheim innehatte, ist schon sehr viel früher zu belegen. Schon 1268 wird ein Hermannus capellanus erwähnt; eine Gründungssage läßt auf die Entstehung im 10. Jahrhundert schließen.2)