Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 484† Eybach (Stadt Geislingen a. d. Steige), Schloß der Grafen von Degenfeld-Schonburg 1646/48

Beschreibung

Ehrenkette für Christoph Martin Freiherrn von Degenfeld, verliehen vom Senat der Republik Venedig für Tapferkeit und große Verdienste. Gold, aus einfachen, annähernd rechteckigen Gliedern, auf der anhängenden runden Plakette1 4zeilig eingravierte Inschrift. Gewicht 3½ Pfund; nach dem Willen Christoph Martins unveräußerbarer Bestandteil des Hausfideikommisses; zu Beginn dieses Jahrhunderts noch vorhanden, Verbleib unbekannt2.

Beschreibung nach einem Porträt-Kupferstich Christoph Martins von Bartholomäus Kilian3.

Maße: Dm. (Plakette) ca. 6, Bu. ca. 0,5 cm.

Schriftart(en): Schrägliegende humanistische Minuskel.

  1. Dalma/tia Strenue / Tutata / S(enatus) C(onsultu)

Übersetzung:

Für die wackere Verteidigung Dalmatiens auf Beschluß des Senats (verliehen).

Kommentar

Christoph Martin von Degenfeld, 1599 zu Eybach als Sohn Konrads von Degenfeld und der Margarethe von Zillenhart geboren, diente während des Dreißigjährigen Krieges unter Wallenstein, Tilly und Spinola in der kaiserlichen Reiterei, zuletzt als Obristwachtmeister4. Der Kaiser erneuerte ihm und seiner Familie den Freiherrenstand. Nach Abdankung 1630 und Übernahme des väterlichen Erbes trat Christoph Martin 1632 mit zwei neu gebildeten Reiterregimentern als Oberst in schwedische Dienste. Für seine Verdienste mit reichem Grundbesitz in Schwaben belohnt, verlor er diesen zusammen mit seinen Stammgütern nach der Schlacht von Nördlingen und trat nach seiner Flucht nach Straßburg in französischen Sold als oberster General der ausländischen Reiterei. 1642 schließlich folgte er dem Ruf der Republik Venedig und wurde Generalgouverneur von Dalmatien und Albanien. 1645/46 errang er einige entscheidende Erfolge gegen die zahlenmäßig weit überlegenen türkischen Turppen und konnte dadurch ihren Vormarsch aufhalten. Für seine militärischen Leistungen, vorweg den Entsatz von Zara und Sebenigo, die Eroberung von Hemoniko, Urana, Scardona und weiteren Plätzen sowie für die Verteidigung von Sebenigo 1646, die die Rettung Dalmatiens bedeutete, wurde er von der Republik mehrfach geehrt. Die Ehrenkette wurde ihm spätestens 1648 bei seiner Rückkehr nach Venedig überreicht. Nach Ablauf seines Vertrags kehrte der General 1649 nach Schwaben zurück, wo er weiterhin für Venedig Truppen warb. Auch drei seiner Söhne dienten unter der Fahne des hl. Markus. 1653 ist Christoph Martin gestorben.

Anmerkungen

  1. Keine eigens geprägte „Medaille“, wie Pfister, Art. „Degenfeld: Christoph Martin“, in: ADB 5, 23–25, hier: 25, meint.
  2. Freundl. Mitteilung der Herren Gottfried Graf von Degenfeld-Schonburg, Geislingen-Eybach, und Franz Graf von Degenfeld-Schonburg, Gemmingen-Stebbach.
  3. Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Abb. in: Niethammer (wie Anm. 4) nach 88. Der Stich diente auch als Vorlage für die Lithographie in Thürheim (wie unten), Titelabb.
  4. Zur Person vgl. außer der unten aufgeführten Literatur: Pfister (wie Anm. 1); Herman Niethammer, Freiherr Christoph Martin von Degenfeld. Reitergeneral, Generalgouverneur von Dalmatien und Albanien im Dienst der Republik Venedig 1599–1653, in: Schwäbische Lebensbilder 2, Stuttgart 1941, 78–91; Robert Uhland, Art. „Degenfeld, v., Christoph Martin“, in: NDB 3, 558f.

Nachweise

  1. AGDSE, Aktengestell O XX. 34: „Verzeichniß der in der blechenen Kapsel befindlichen Kleinodien, Portraits, Medaillons u. d. g. m.“ (um 1830), Nr. 1.
  2. Ebd., Notizen zur Geschichte der Familie von Degenfeld.
  3. F[ranz] G[ottfried] Kapff, Christoph Martin von Degenfeld, Generalgouverneur der Republik Venedig in Dalmatien und Albanien. Nebst einer kurzen Geschichte der Familie Degenfeld, Ulm 1844, 41.
  4. A. Graf Thürheim, Christoph Martin Freiherr von Degenfeld, General der Venezianer, General-Gouverneur von Dalmazien und Albanien, und dessen Söhne (1600–1733). Ein Beitrag zur Geschichte des siebenzehnten Jahrhunderts, Wien 1881, 44, Titelabb.
  5. Weitbrecht, Wanderungen 48.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 484† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0048401.