Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 480 Ulm, Ulmer Museum 1645

Beschreibung

Gemälde mit Stadtansicht von Geislingen an der Steige und mit den Namen der ulmischen Vögte und Pfleger zu Geislingen von 1422 bis 1645. Vielleicht ursprünglich in Geislingen1. Seit 1893 im Ulmer Museum, Inv.-Nr. Altertumsverein 1893. 1932. Öl auf Leinwand. Ansicht der ummauerten Stadt und des Ödenturms von Westen; oben in der Mitte die Wappen der Städte Ulm und Geislingen, in der linken unteren Ecke ein winziges linksgewendetes Vollwappen mit Datierung als Künstlersignatur (A), unten in der Mitte zwei Wappenschilde mit Beischrift in zwei Schriftbändern (B); unter der Stadtansicht in eigener Bildzone die Wappen der ulmischen Amtsträger: Überschrift (C) in durchlaufender Schriftleiste, darunter in zwei Reihen jeweils paarweise nebeneinander die Wappen der Vögte und der gleichzeitig amtierenden Pfleger2 mit daruntergesetzten Namenbeischriften und Jahreszahlen (D). Die Inschriften wurden bei Restaurierungen stellenweise verfälscht.

Maße: H. 91, B. 146,5, Bu. 0,7 (A), 0,6 (B, D), 0,8 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (B), Fraktur, einzelne Wörter in Kapitalis (C, D), Kapitalis (A).

Ulmer Museum, Ulm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

  1. A

    ANNO . 1 . 6 . 4 . 5 .

  2. B

    Herrn Burgameister // Moriz Hansz Welser, u(nd) Marquart Ehinger der Zeit Beeden / Herrschaffts Pflegerṇ3)

  3. C

    Verzaichnüs der Wappen vnda) Nammen derJenigen OberVögt, vnndt Pfleger, so von ANNO 1422 bis ANNO 164. 5 · Ämbter zu Geisslingen Besessen Habenb)

  4. D

    Wilhelm / Spett 1428 // Jost Ehinger / ANNO 1428 //Vlrich von / Winckental / 1443. // Eytelc) · Leuw / ANNO . 1. 4. 43. //Mang Vetzer: / 1463 · // Conrad Karg, / ANNO 14. 63 //Mang Vetzer, / 1472. // Andareas / Weckerlin / 1. 472 //Hansz spett / Ritter 1492. // Andareeas / Weckerlin / 1492 //Wolff / von Asch. / 1495. // Wilhelm / Rott 1495 //Walter von / Hirnhaim / 1502 · // Burckhart Senfft. / 1502 · //Hannsz von / Laubenberg / 1512 // Burckhart / Senfft / 1512 //Caspar von / Freÿberg / 1514 // Hainrich / Gentzburger / 1514 //Ruodolff von / Westersteten / 1528 // Hainrich / Gentzburger / 1528.Ruodolf, von / Westersteten, / 1531. // Hannsz / Ehinger / 1531. //Burckharttd) von / Bernhauszen / 1534 // Hannsz / Ehinger / 1534 //Wilhalm / Vetzer. / 1540 // Hannsz / Ehinger / 1540 //Hannsze) von / Dierberg / 1549 // Hannsz / Ehinger / 1549 //Hannsz von / Dierberg / 1552 // Niclausz / Besserer. / 1552 //Niclausz von / Jaxhäimf) der / Jünger 1553 // Niclausz / Besserer / 1553 //Niclausz von / Jaxhäimf) der / Jünger 1553 · // Hannsz / Ungelter / 1553. //Friderrich / Landschad, / 1557 // Hannsz / Vngelter / 1557 //Hannsz Bleick/hart Landschad / 1. 583 // Hannsz / Vngelter / 1583 //Hannsz Bleick=/hart Landschad / 1. 5. 8. 6. // Jeörg / Schermear / 1. 586 // Hannsz Bleick/hart Land=/shadg) 1587 // Hannsz / Vlrich Krafft / 15. 87. //Hannsz Ludwig / von Gaiss=/berg 16.02, // Hannsz / Vlrich Krafft, / 1. 6.02. //Jeorg Vallintin / Limblein, / 1. 6. 13 · // Hannsz / Vlrich Krafft / 1. 6. 13 · //Jeorg Vallintin / Limblein, / 1. 6. 20̣ // Raÿmundusz / Krafft · / 1626 //Johann / Reinhart Kröll / 1626 · // Raÿmundusz / Krafft / 1. 6. 26. //Johann / Reinhart Köllh) / 1. 631 · // Theodorus / Schad / 1631

Wappen:
Ulm, Geislingen; Hennenberger4; Welser, Ehinger; Speth, Ehinger, Winkental5, Löw6, Fetzer von Oggenhausen, Karg, Fetzer von Oggenhausen, Weckherlin, Speth, Weckherlin, Asch, Roth, Hirnheim, Senft, Laubenberg, Senft, Freyberg, Günzburger7, Westerstetten, Günzburger, Westerstetten, Ehinger, Bernhausen, Ehinger, Fetzer von Oggenhausen, Ehinger; Thierberg, Ehinger, Thierberg, Besserer, Jagstheim, Besserer, Jagstheim, Ungelter, Landschad von Steinach, Ungelter, Landschad von Steinach, Ungelter, Landschad von Steinach, Schermar, Landschad von Steinach, Krafft, Gaisberg, Krafft, Lemmlin von Thalheim, Krafft, Lemmlin von Thalheim, Krafft, Kröll, Krafft, Kröll, Schad.

Kommentar

Als Maler des Gemäldes gibt sich durch die Wappensignatur Hans Jakob Hennenberger zu erkennen8. – Während sich die ulmischen Pfleger aus den reichsstädtischen Kaufmannsgeschlechtern rekrutierten, entstammen die Vögte dem schwäbischen ritterschaftlichen Adel9. Da die Besetzung des Vogt- und Pflegeramtes unabhängig voneinander wechselte, auf der Tafel aber möglichst alle Kombinationen von gleichzeitig amtierenden Vögten und Pflegern erfaßt sind, erscheinen die meisten Namen und Wappen doppelt: einmal beim eigenen Amtsantritt und nochmals beim Personalwechsel im jeweils anderen Amt. Die beigefügten Jahreszahlen bezeichnen in der Regel den Amtsantritt des jeweils neu hinzugekommenen Beamten10. Nach dem Tod des Vogts Johann Reinhard Kröll von Dambach 1635 (vgl. nr. 472 †) wurde das Vogt- und das Pflegeramt im Amt des „Obervogts“ vereinigt. Dieser Einschnitt in der Verwaltungsordnung könnte ein Grund für die Anfertigung des Gemäldes gewesen sein.

Textkritischer Apparat

  1. Con.; Befund: vud.
  2. Danach Ranken als Zeilenfüller.
  3. Conj.; Befund: Eyser.
  4. Conj.; Befund: Burcehartt.
  5. Beginn der zweiten Reihe.
  6. Conj.; Befund: Japhäim.
  7. Sic!
  8. So statt Kröll.

Anmerkungen

  1. Haid 630 erwähnt drei solcher Tafeln. Eine hing in der Herrschaftsstube in Ulm, die zweite im Oberamt zu Geislingen und die dritte in der Geislinger Ratsstube. Da sich im Ulmer Museum zwei weitere gleichartige Gemälde von 1652 und 1681 (Inv.-Nr. 1940. 8417 bzw. 1943. 8592) befinden, ist letztlich nicht mehr zu klären, ob das vorliegende Gemälde tatsächlich eines der von Haid genannten Geislinger Stücke ist. Ein im Geislinger Heimatmuseum aufbewahrtes Bild entspricht in allen Einzelheiten dem Ulmer Exemplar von 1681 und ist offenbar eine danach angefertigte moderne Kopie.
  2. Die Wappen der Vögte in der Regel in Courtoisiestellung linksgewendet.
  3. Das straff zentralistisch organisierte Regiment über das ausgedehnte reichsstädtische Territorium lag in Händen des Herrschaftspflegamts, an dessen Spitze zwei patrizische Rathsherren standen.
  4. In Schwarz auf einem grünen Dreiberg eine weiße Henne; Helmzier: Schildfigur.
  5. Gold-rot geviert, vgl. Alberti 1067.
  6. Rotgezungter goldener Löwe in Blau, vgl. ebd. 468.
  7. Drei silberne Becher in Rot, vgl. Alberti 252.
  8. Zu ihm vgl. Thieme-Becker 16 (1923) 393. Zuschreibung nach Inventarblatt des Ulmer Museums.
  9. Zur Geislinger Verwaltungsordnung vgl. Bauer, Geschichte der Stadt Geislingen II 4–6.
  10. Die Liste weist einige Ungenauigkeiten auf und weicht bei den aufgeführten Daten von der aus urkundlichen Erwähnungen ermittelten Vogtliste Bauers, Geschichte der Stadt Geislingen II 4f., ab. Für das späte 14. und das frühe 15. Jh. ist die Folge der Vögte sehr lückenhaft. Bauer führt zusätzlich auf: Eberhard von Ammershofen 1397, Berthold Schwarz (Verweser) 1398, Konrad von Nellingen (?) 1400, Hans Fetzer I. 1400, Albrecht von Neuneck 1412, Ulrich von Riedheim (?) 1417, Hans Fetzer II. 1419, Hans von Ammershofen 1431, Eberhard Burgermeister von Deizisau 1438.

Nachweise

  1. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 51 (nur erwähnt).
  2. Alfred Klemm, Ein Gang um und durch das alte Geislingen, in: WVjh. 7 (1884) 20 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 480 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0048003.