Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 477† Geislingen an der Steige-Altenstadt, ehem. Kapelle Christi Krippelein 1639

Beschreibung

Wandinschriften hinter der Kanzel der abgegangenen Kapelle.

Anordnung und Wortlaut nach Wollaib.

  1. Psalm CXVIII. vers. XXV. / O Herr hülff o Herr laß wol gelingen / Matth. cap.X vers. XX. / Ihr seid es nicht die da reden sondern meines Vatters Geist ist es der durch euch redet / Psalm. LXVIII. vers. XXIV. / Der Herr wird seinem Donner Krafft geben1)

    VenI Creator spIrItVs  O HeILIger GeIst Herre Gott 
    Cor hoC rogantIs VIsIta  Offne Vns DeIn heILIg Gebott 
    Et IMpLe sanCta gratIa  GIbe Vns GVnst Krafft VnD weIßheIt 
    Honor tVVs In seCVLa  DIe SeeLe ehr In EwIgkeIt 
     MagIster FrIDerICVs ThonerVs  
     Pastor sVbIVngebat eX Voto  
     

Übersetzung:

Komm, Schöpfer, Geist, und suche heim dies Herz des zu Dir Betenden. Mit heil’ger Gnade füll es an. In Ewigkeit währt Deine Ehr’. – Magister Friedrich Thoner, Pfarrer, setzte dies darunter in Erfüllung eines Gelübdes.

Versmaß: Akatalektische jambische Dimeter, deutsche Reimverse.

Kommentar

Die erste Strophe des berühmten Hymnus Veni creator spiritus ist hier originell und gekonnt unter Beibehaltung des Rhythmus abgewandelt, wodurch sich ein Chronostichon auf das Jahr 1639 ergibt. Auch die hinzugefügte Verfasserangabe bildet ein Chronogramm auf dieses Jahr. Die zweite Versinschrift, die eine sehr freie Übersetzung der lateinischen Verse bietet, ist ebenfalls als Chronostichon gestaltet. Das Chronogramm ergibt allerdings hier die Jahreszahl 1683. Vielleicht wurden also die deutschen Verse erst nachträglich hinzugefügt. Das Jahr 1639 wäre jedenfalls nur durch umfangreiche Konjekturen zu erzielen.

Anmerkungen

  1. Ps 68, 34.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 360.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 477† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0047706.