Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 475† Geislingen an der Steige-Altenstadt, ehem. Kapelle Christi Krippelein 1636

Beschreibung

Gedenktafel, neben der Kanzel aufgehängt. Die Kapelle stand „an- und auff der Kirchmaur“ bei der ev. Pfarrkirche St. Martin, wann sie abgegangen ist, ist nicht überliefert. Nähere Ausführung der Tafel nicht bekannt.

Wortlaut nach Wollaib.

  1. Sechzehen hundert dreyßig Sechß ist daß JahrDa dises Kirchlein eingeweyhet warDarinn durchs Gebet wohnet allermeistGott Vatter Gott Sohn Gott Heiliger GeistSo ist diß Kirchlein wol gering und kleinWeil aber dise drey Innwohner seynSo ist es herrlich, groß genug und schönUnd solle auff disem Nahmen bestehnDaß es genennet wird Christi CrippeleinZu ehren unserm (hertz)liebena) JesuleinWeil auff den Christtag diß Gottes HaußMit nöhtigem Anbau gemachet außDiß Kirchlein nun und Christi CrippelinLaß O Gott deinem Schutz befohlen seynBewahr es für alter AbgöttereyVor Zerstöhrung Brand stehts semper freyDaß wir dein wort und Heilig SacramentRein ruhig behalten biß an der Welt EndGott geb Gnad daß alle werden bekehrtDie auß seinem wort hie werden gelehrtPfarrer unwürdig1) bey disem KrippeleinIch Magister Thoner Friderich thät seynAuch Lorentz Reiser Amptman da warSalomon Fund stund vor der Schuler SchaarMichaël Schetzlen und Hannß AllgeyerDeß Heiligen Pfleg waren VorsteherJahr Zahlb)Das CapeLLe zV ChrIstI KrIpLe heVtAn s. Stephans tag Ist gar eIngeweIhtGott seIe preIs weIL Er seIn HaVß erhäLtVor Sathan Ketzer VnD tyrannIsCher weLtGott allein die Ehr

Versmaß: Deutsche Reimverse, darunter ein vierzeiliges deutsches Chronostichon.

Kommentar

Nach der Zerstörung der Martinskirche 1634 durch Brandstiftung der kaiserlichen Truppen wurde 1636 die Kapelle nahe bei der Pfarrkirche etwas erweitert und provisorisch anstelle der Kirche benutzt. Pfarrer Friedrich Thoner, der sich als Verfasser der Verse zu erkennen gibt, stammt aus Isny, studierte in Straßburg, wo er die Magisterwürde erlangte, wurde 1631 Pfarrer in Reutti ob Urspring (Alb-Donau-Kreis) und 1635 in Altenstadt. 1641 wechselte er nach Pfuhl bei Ulm und starb dort 16562. Schulmeister Salomon Fund war noch 1659 im Amt3. Das Chronostichon, in dem dem Buchstaben W kein Zahlenwert beigemessen ist, ergibt die im ersten Vers genannte Jahreszahl 1636.

Textkritischer Apparat

  1. Gemaltes Herz anstelle des ausgeschriebenen Wortes.
  2. Ob die beiden Worte tatsächlich auf der Tafel standen oder aber von Wollaib als Erläuterung eingefügt wurden, bleibt offen.

Anmerkungen

  1. Bescheidenheitstopos, entspricht dem lat. etsi indignus, das von Klerikern sehr häufig in Urkunden verwendet wird.
  2. Vgl. Burckhardt, Wollaib 148.
  3. Vgl. Wollaib, Par. Ulm. 351; ferner nr. 481 †.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 359.
  2. Alfred Klemm, Aus alter Zeit, B3: Kirche „Christi Kripplein“ oder Kirchlein des Spitzembergers, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 53 (1880 V 1) (nur das Chronostichon).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 475† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0047502.