Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 403 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1612

Beschreibung

Grabstein des Matthäus Veyhelmann. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, 4. Stein von Osten; 1879 vom Friedhof Rorgensteig übertragen, bis 1971/76 an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs. Rechteckiger, oben gegiebelter Stein mit ädikulaähnlicher Rahmung: Rollwerkgiebel mit Vollwappenrelief in Medaillon. Zwischen Pilastern zweigeteiltes, rechteckig gerahmtes Hauptfeld, oben fast vollplastisches Relief des gekreuzigten Christus mit drei Engeln, die das Blut aus den Wunden auffangen, unter dem Kreuz mit Titulus (A) kniend die vollzählige Familie des Verstorbenen; im querrechteckigen Feld darunter Versinschrift (B) in 14zeiligem Schriftblock; eigentliche Sockelzone fehlt; in einer rollwerkgerahmten Konsole Bibelspruch (C). Grauer Sandstein, Relief ergänzt, Inschrift leicht abgewittert.

Maße: H. 145, B. 75, Bu. 1,0 (B), 1,0-1,4 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [INRI]

  2. B

    hie ligt begraben der Ersam weisMattheus Veÿelman mit preisZu Geislingen im gricht er sasDreissig Jahr zu mercken ist dasVnd Burgermaister er da warAn einander siebenzehn JahrAgath Sterlerina) sein fraw warJm Ehestand fü[n]ff vnd viertzig JahrGezeügt han sie zwölff Kinder feinDeren acht noch im leben seinSiebnzig Jahr bracht er beÿ vns zuDrauf starb er in Christo mit ruhDen zwen vnd zwantzigstn februarJm sechzehnhundert vnd zwolfften Jahr.

  3. C

    [Ve]rwundert euch des nicht: de(n) es kompt die stunde in welcher alle die [in]b) /[G]räber[n] sind werde(n) Christi Stim(m)e höre(n) vnd werde(n) herfür[ge]n /die da guts gethan habe(n) zur aufferstehung des / Lebens: die aber vbels gethanhabe(n) zur auffer/stehung des Gerichts / Johannis / am 5. CAP(ITEL)1)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Veyhelmann.

Kommentar

Der Schriftgrad in Inschrift (C) nimmt von Zeile zu Zeile – allerdings ungleichmäßig – ab. Der nicht mehr lesbare Kreuztitulus war sicher in Kapitalis ausgeführt. Die gotische Minuskel hat regelmäßig t mit schräggestellter überbetonter Oberlänge und u mit Bogen. Der Grabstein stammt ohne Frage aus der Werkstatt Georg Hubers.

Matthäus Veyhelmann ist das bedeutendste Mitglied seiner Familie2. Er war von Beruf Tuchmacher.

Textkritischer Apparat

  1. Zu lesen ist Strelerin (Strölerin).
  2. Vielleicht auch [i(n) de(n)].

Anmerkungen

  1. Joh 5, 28–29.
  2. Zu Matthäus vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 120.

Nachweise

  1. Alfred Klemm, Aus alter Zeit, A: Geislingen, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 140 (1879 XI 22). = Ders., Stadtkirche. Nachträge 14f.
  2. Kdm Geislingen 44.
  3. Bischoff, Führer 16 nr. 10.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 403 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0040306.