Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 382† Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1606
Beschreibung
Stiftungsinschrift und versus morales an der Westempore. Als die Empore 1892 beseitigt wurde, waren die Inschriften wohl bereits nicht mehr vorhanden1. Wollaibs Beschreibung zufolge standen „zur rechten Hand“ in zwei Spalten nebeneinander die jeweils 11zeiligen Inschriften (A) und (B) und „lincker Hand“ die 2-spaltige Inschrift (C). Es dürfte sich demnach um Wandinschriften gehandelt haben, die an der Süd- bzw. Nordwand über der Empore aufgemalt waren.
- A/B
ObrigkeitEin Erbar Grichthat zugerichtdiß Neü Gestühlda d’ Jar Zahl gfiel1600 und Sechshochtrachtend deßdaß Gottes Ehrdurch reine Lehrbefürderd werdbeyr Christen Herd
PredigerDarzu hülfft rechtder treüen Knechtfleißig Arbeitordnlich bereitzu Trost und Straffwies ieder bdarffdamit er findkein große Sündden Trost darnebenauch Christlich leben
- C
PfarrkinderDrum frommer ChristWer du auch bistZu rechter Zeitwann die Glock leütZur Kirchen gangHülff zu dem GsangMit Andacht betSitz still und stehtdas wort zu hörenGottß willen zu lehrn
Denselben thuoSo findstu ruoJn Gottes GnadDurch Christum GottDamit den DanckRecht werd erkantGegen dem HerrenUnd Gott zu EhrenDaß Heyl dir bleibtZur Seeligkeit
Versmaß: Deutsche Reimverse.
Anmerkungen
- Von Klemm bei seinen Kirchenbeschreibungen nicht erwähnt.
- Vgl. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 39 mit Datierung in die Zeit „um 1617“.
- Vgl. ebd. u. ders., Stadtkirche. Nachträge 2. 1743 erhielt die Brüstung schließlich zum Schmuck acht gemalte Tafeln mit Passionsszenen und Stifterbeischriften; bei Klemm, Stadtkirche. Nachträge 2 Nennung der Stifter. Eine der Tafeln hängt heute im südlichen Seitenschiff, die übrigen werden über der Sakristei verwahrt.
Nachweise
- Wollaib, Par. Ulm. 396f.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 382† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0038202.
Kommentar
Die älteste Empore der Kirche dürfte bereits 1471 bestanden haben, da an einem Tragbalken, der bei der Renovierung 1606 stehen blieb, dieses Datum in Verbindung mit einer Sterbeinschrift stand (vgl. nr. 89 †). An der Rückseite der Emporenbrüstung war das Krafftsche Wappen angebracht2, das den ulmischen Pfleger Hans Ulrich Krafft bezeichnete und wahrscheinlich wie die Inschriften 1606 entstanden ist. Die Empore wurde 1680/89 erweitert, durch eine Orgelempore aufgestockt und erneut renoviert3.