Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 343 Weißenstein (Stadt Lauterstein), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1595
Beschreibung
Epitaph des Hugo (Haug) Freiherrn von Rechberg zu Weißenstein. Innen an der Chornordwand. Monumentale mehrteilige Ädikula: als Bekrönung Figur Gottvaters, darunter im Aufsatz ein Vollwappen, das von zwei Putten mit Sanduhr und Totenschädel gehalten wird; unter breitem Sims Architrav mit Maske und Blattranken, darunter 3zeilige Inschrift (A); im Hauptgeschoß zwischen zwei korinthischen Halbsäulen mit jeweils in der Mitte aufgelegter Maske und mit Rollwerkornament in einer Rundbogennische auf einem Löwen kniender und betender Ritter vor dem Kruzifixus (Kreuztitulus B), darüber schwebend Gottvater und die Taube des Hl. Geistes, im Hintergrund eine große Stadt und eine Burg: in den Bogenzwickeln zwei Putten mit den Leidenswerkzeugen; im Sockelgeschoß Schrifttafel (C) mit Roll- und Beschlagwerkrahmen zwischen zwei Löwenmasken. Grauer Sandstein, stellenweise vergoldet1. Schrift farbig nachgezogen, wohl ursprünglich vergoldet.
Maße: H. ca. 390, B. 173, Bu. 1,8 (A)2, 2,0 (B), 2,5 cm (C).
Schriftart(en): Kapitalis (A, B), gotische Minuskel mit Versalien (C).
- A
PHILIP: 1. CAP: CHRISTVS IST MEIN LEBEN, STERBEN IST MEIN GEWIN.3) RÖM: XIIII. LEBEN WIR, SO LEBEN WIR / DEM HERRN · STERBE(N) WIR, SO STERBE(N) WIR DEM HERRN, DARV(M)B WIR LEBE(N) ODER STERBE(N), SO SIND WIR DEM / HERRN ·4)
- B
INRI
- C
Anno Dominj. 1595. den 26 tag Septe(m)bris ist in Christo / dem herrn seliglich entschlaffen der wolgeborn herr herr Hugo frei=/herr von Rechberg vo(n) hohe(n) Rechberg herr zu Weijssenstei(n), Kell=/müntz v(n)d Kro(n)burg. Rö(misch)a) Kaij(serlicher)b) Maij(es)t(ä)tb) ct:c) Rath, de(m) Gott gnedig sei.
Rechberg. |
Textkritischer Apparat
- Kürzung durch Doppelpunkt, das m zusätzlich durch einen Nasalstrich gekürzt.
- Kürzung durch Doppelpunkt.
- Bedeutung der Kürzung unklar; (et)c(e)t(era)?
Anmerkungen
- Ursprünglich wohl farbige Fassung des gesamten Epitaphs: erhaltene Weißensteiner Amtsrechnung von 1601/02 für den Maler Hans Burg von Memmingen, vgl. Hummel, Lauterstein 18.
- Einzelne Anfangsbuchstaben etwas vergrößert.
- Phil 1, 21.
- Röm 14, 8.
- Waltz, Misc. hist. (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 301v. Ob die von Waltz überlieferte Sterbeinschrift von diesem Totenschild übernommen ist oder aber lediglich eine verkürzte Wiedergabe des Epitaphtextes darstellt, ist unklar. Die Tatsache aber, daß Waltz auch die Inschrift des Weißensteiner Epitaphs für Haugs Bruder Ernst von 1604 (nr. 370) verkürzt zitiert, spricht eher für die letztere Vermutung. Der Text nach Waltz: An. 1595. den 26. 7bris Starb Herr Haug von Rechberg von Hohen Rechberg Herr zu Weissenstein, Köllmüntz vnd Chromburg, Kay. Maj. Raht.
Nachweise
- Waltz, Misc. hist. (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 301v (ungenau). = Ders., Rechb. Stammbuch (WLB, Cod. hist. F 30.2) fol. 67v.
- Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf, o. Sign.): Zeichnung von J. S. Baumeister, 1809; weitere Zeichnung des 19. Jahrhunderts.
- Rink, Familien Geschichte V 36.
- Kdm Geislingen 177.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 343 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0034305.
Kommentar
Das Grabmal wurde in der Werkstatt Michael Schallers in Ulm geschaffen. Es kopiert im Aufbau und auch in vielen Details das Epitaph für Konrad VII. von Rechberg zu Staufeneck von 1592 in der Salacher Kirche (nr. 335). Die gotische Minuskel zeigt in Gemeinen und Versalien die für die Schaller-Werkstatt charakteristischen Eigenheiten. Dazu gehört auch die durch Platzmangel erzwungene Verwendung von Ligaturen in der letzten Zeile. Zu Haug von Rechberg vgl. nr. 339. Johann Georg Waltz berichtet, außer dem Epitaph habe sich noch ein „auffgehangter Schildt“, also wohl ein Totenschild, in der Kirche befunden5.