Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 337 Salach, Burg Staufeneck, Vorburg 1592

Beschreibung

Bauinschrift und Wappentafel Konrads VII. von Rechberg zu Hohenrechberg, Staufeneck, Falkenstein und (Ober-)Waldstetten. An dem langgestreckten Stallgebäude, das den Wirtschaftshof der Burg nach Osten hin abschließt, über dem (heute zugesetzten) zweiten Rundbogenportal von Süden eingemauert. Zwischen zwei weit vorkragenden breiten Gesimsen links die querrechteckige Inschrifttafel, rechts die Wappentafel im gleichen Format mit zwei von Löwen gehaltenen skulptierten Vollwappen, dazwischen eine quadratische, in mehrere Felder untergliederte Ornamentplatte mit Kreuz- und Rosettenmotiven. Roter Sandstein mit erheblichen Witterungsschäden. Die bis vor wenigen Jahren völlig ungeschützten Tafeln blättern schichtweise ab, was bei der Inschrift zu erheblichem Textverlust in den ersten drei Zeilen geführt hat. Beim Einbau der Holzstützen für das Schutzdach wurde die Wappentafel am rechten Rand beträchtlich beschädigt; Risse im Stein wurden zum Teil mit Mörtel zugeflickt.

Textergänzungen nach Rink, Koch und nach Kdm Göppingen1.

Maße: H. (Gesamt) ca. 85, B. 410, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. [A(nn)o D(omi)ni 1592a) hat der Wolgeboren herrb) Herr Conradt Freyherrc) von Rechberg von Hohenrechberg Herr zu Hohenrechberg, Stauffene]g̣g̣d) [Falcken]s[t]ạine) vnd / Obeṛ[wal]stöttenf) (ẹṭ)c̣(etera)g) Disen [Bauh) angefangen zu Ba]wẹṇi) ṿ[ns]erem Stamm / zur Ehren vnnd allen [vns]ernk) vor[fa]r[en] die ausz disem loblichen [S]tam(m) / Geboren· Alhie gewont vnnd verschaiden seindt· Deren vnd / aller glaubigen seelen Gott gnadt

Wappen:
Rechberg, Schutzbar von Burg-Milchling2.

Kommentar

Die Schrift ist, soweit dies die Reste noch erkennen lassen, eine sehr regelmäßige qualitätvolle Fraktur mit schmalen Proportionen (etwa 3:1). Alle Hasten sind auf der Grundlinie gleichmäßig leicht nach rechts umgebogen und quadrangelförmig verbreitert. r erscheint in der normalen Form oder ist aus zwei getrennt übereinandergesetzten gegenläufigen Bögen gebildet. Die kunstvollen feinstrichigen; abwechslungsreich gestalteten Versalien sind ausgesprochen breit angelegt mit weit nach links ausholenden Anschwüngen. Aufgrund der Schrifteigentümlichkeiten läßt sich als Steinmetz Leonhard Völkle namhaft machen, der ein Jahr zuvor die Bauinschrift über dem Westportal des Gmünder Schwörhauses verfertigt und mit seinem Steinmetzzeichen signiert hat3. Weitgehende Übereinstimmungen im weit weniger qualitätvollen Ornament und in den Löwendarstellungen der begleitenden Wappenreliefs sichern die Zuschreibung.

Für die Errichtung eines Stall- und Wirtschaftsgebäudes ist das Formular der Inschrift ungewöhnlich. Es ist daher fraglich, ob die Tafel sich noch an ihrem ursprünglichen Standort befindet.

Der Bauherr Konrad VII. von Rechberg wurde 1569 geboren, seine Eltern waren Albrecht VI. von Rechberg zu Staufeneck und Falkenstein und Margarethe von Rechberg zu Hohenrechberg (vgl. nr. 297). Er war 1586 Rektor der Universität Dôle4. Das zweite Wappen auf der Wappentafel ist das seiner Frau Gertrud Schutzbar von Burg-Milchling, die er 1588 geheiratet hatte. Konrad starb noch im Jahr des in der Inschrift genannten Baubeginns 1592, sein Grabmal befindet sich in der Salacher Kirche (nr. 335). Die Geburt des Stammhalters Albrecht Hermann 1591 könnte den ungewöhnlichen, die eigene Familie und speziell die Linie zu Staufeneck betonenden Wortlaut der Inschrift motiviert haben. Das Kind starb jedoch bereits 1599 (vgl. nr. 358), und mit ihm erlosch die Staufenecker Hauptlinie der Rechberger im Mannesstamm.

Textkritischer Apparat

  1. 1592 Rink, Kdm Göppingen; fehlt Koch.
  2. Wolgeboren herr Kdm Göppingen; wolgeborne Herr Rink; wohlgeborne Herr Koch.
  3. Conradt Freyherr Kdm Göppingen; Conrad Freyherr Rink; Konrad Freiherr Koch.
  4. Stauffenegg Kdm Göppingen; Staufenegg Rink, Koch.
  5. Falckenstein Kdm Göppingen; Falkenstein Rink, Koch.
  6. Oberwaldstetten Rink, Koch, Kdm Göppingen; für ein d ist eindeutig kein Platz; vgl. auch die Schreibung des Ortsnamens in Inschrift nr. 335.
  7. Fehlt Kdm Göppingen; Auflösung der Abkürzung nicht ganz sicher, aber wahrscheinlicher als r(itte)r.
  8. Bau Kdm Göppingen; Paw Rink, Koch.
  9. Der verfügbare Platz reicht für diese Textergänzung nach Kdm Göppingen nicht aus, statt angefangen stand wohl ein kürzeres Wort; Pawen Rink, Koch.
  10. vnsern Rink, Koch; unserer Kdm Göppingen.

Anmerkungen

  1. Auch dort, wo bis zu zwei Schichten der Oberfläche abgeplatzt sind, lassen sich stellenweise zumindest noch Hasten mit ihren unteren Brechungen, vereinzelt auch die Unterlängen, erkennen. Allein schon der verfügbare Raum, aber auch die Anzahl der noch sichtbaren Hasten erwecken Zweifel an der Zuverlässigkeit der Lesung von Rink und Koch und in Kdm Göppingen. Die dort wiedergegebene Textpassage findet unmöglich in den ersten drei Zeilen Platz. Da außerdem von der ersten Zeile kaum noch Schriftreste erhalten sind, kann die Zeilentrennung nur für die letzten fünf Zeilen zuverlässig markiert werden. Vermutlich war der obere Teil der Inschrift bereits 1813 und erst recht 1914 stark verwittert und wurde daher von Rink, Koch und Klaiber – nicht immer korrekt – ergänzt. Für die noch erkennbaren Textpassagen werden die abweichenden Lesarten nach Rink, Koch und Kdm Göppingen nicht aufgeführt.
  2. Quadriert: 1/4. Dreiblatt, 2/3. von 3 6strahligen Sternen begleiteter gewappneter Rechtarm, einen Pfeil haltend; zwei Helme, rechts: Flug, belegt mit Dreiblatt, links: über Helmkrone wachsende Mohrin mit Stirnbinde, 2 Fahnen mit gekröntem Doppeladler bzw. mit Jerusalemkreuz haltend.
  3. Abb. in Kdm Schwäbisch Gmünd III 318.
  4. Vgl. Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 2.

Nachweise

  1. AGDSE, Aktengestell O XX. 34: „Staufeneck. Im Königreich Württemberg …, vom Verfasser des Aufsatzes über die alte Burg Hohenrechberg R[ink]“, [1813], p. 2.
  2. A. Koch, Die Ritterburgen und Bergschlösser im Königreiche Württemberg, 3. Bändchen, Cannstadt 1828, 134f.
  3. Kdm Göppingen 144.
  4. Aich 106f.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 337 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0033707.