Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 335 Salach, ev. Pfarrkirche (St. Margaretha) 1592

Beschreibung

Grabdenkmal für Konrad VII. Freiherrn von Rechberg zu Hohenrechberg, Staufeneck und (Ober-)Waldstetten1. Innen an der Langhaus-Nordwand. Monumentale mehrteilige Sandstein-Ädikula, in verschiedenen Grautönen bemalt und stellenweise vergoldet. Im von einem Obelisken bekrönten Giebelfeld zwei Vollwappen, die von zwei sitzenden Putti mit Totenschädel und Stundenglas gehalten werden; im Architrav Rankenornament und Maske, darunter 2zeilige Versinschrift (A); im Hauptgeschoß in einer pilastergerahmten Rundbogennische auf einem Löwen kniender und betender Ritter vor dem Kruzifixus, darüber schwebend Gottvater und die Taube des Hl. Geistes, im Hintergrund Landschaft mit Bergen, Meeresküste, Städten und Burgen; Kreuztitulus auf eingerolltem Schriftband (B); in den Bogenzwickeln zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen; auf den seitlichen Pilastern Ahnenprobe zu acht Vollwappen mit Beischriften, in der Mitte der Pilaster jeweils eine große Kartusche mit Maske, auf der Basis der linken Stütze Steinmetzsignatur (C); im Sockelgeschoß Schrifttafel (D) mit Roll- und Beschlagwerkrahmen zwischen zwei Löwenmasken. Im Sockelbereich ist die Steinoberfläche durch aufsteigende Feuchtigkeit beschädigt und stellenweise bestoßen; Inschrift (D) mit heller Farbe nachgezogen.

Maße: H. 485, B. 183, Bu. 1,7 (A), 2,8 (B), 3,2 (C), 2,5 (D), 1,5–1,7 cm (Wappenbeischriften).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, D), Kapitalis (B, C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

  1. A

    Gott Vatter in des Himmels thronSchenckt der welt seinen lieben son,Das alle so an ihn glauben, /Haben das ewige leben;Vom Vattr vnd son geth ausz der geist,Gleich warer Gott, hülff, trost stets l[e]ist.a)

  2. B

    ·I·N·R·I·

  3. C

    M(ichael) (Stz. nr. 7) S(challer)

  4. D

    Anno Dominj 1592 den ·12· tag Octoberis starb / der wolgebor(n) herr herr Conradt Freijher von Rechberg, / herr zu Hohe(n) Rechberg, Stauffenegk v(n)d Oberwalstette(n) seins / alters ih(m) 23 iare, der All(m)echtig Gott verleihe ih(m) ei(n) fröliche aufferste(un)g / Ame(n)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Rechberg, Schutzbar von Burg-Milchling2;
Wappenbeischriften in Kapitalis:
REC//HBERG.RECHB//ERGb)
KNERI(N)//GEN.KR//ALT//ZHAI(M):3)
DAL//BERG.RIE//T//HAI(M):
W//EL//DEN.GV(N)DE//LSHAI(M):

Kommentar

Das Grabmal ist ein Werk des Ulmer Bildhauers Michael Schaller. Die gotische Minuskel weist die typischen Schriftmerkmale der Schaller-Werkstatt auf. Bemerkenswert sind hier die Häufungen ungewöhnlicher Ligaturen aus Platzmangel in der letzten Zeile. So wird eine auf-Doppelligatur dadurch erreicht, daß das rechte untere Quadrangel des a die f-Haste berührt und daß über das a ein u-Bogen gesetzt wird; fe- und te-Ligaturen entstehen durch den unmittelbaren Übergang der Balken von f und t zum oberen Bogenabschnitt des e. Bei der Kapitalis der Wappenbeischriften fällt das zweistöckige und rundbogige Z als Fremdform auf.

Zu Konrad VII. von Rechberg vgl. nr. 337. Nach seinem frühen Tod heiratete die Witwe Gertrud Schutzbar von Burg-Milchling 1605 den Grafen Ludwig von Löwenstein-Wertheim, sie starb 1635. Außer dem Epitaph befand sich in der Salacher Kirche ein weiteres Grabmal für Konrad (nr. 336 †).

Textkritischer Apparat

  1. Der zweite Buchstabe ist durch einen gekitteten Bruch zerstört, vom ersten Buchstaben ist nur eine lange Haste sichtbar; möglich wäre auch: h[e]ist.
  2. Nur RECI eingehauen, der Rest lediglich aufgemalt.

Anmerkungen

  1. Zählung nach Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 2.
  2. Etwas abweichend von nr. 337: quadriert, 1/4. Dreiblatt, 2/3. von vier 6strahligen Sternen begleiteter geharnischter Rechtarm, ein Szepter haltend; auf der rechten Fahne der linken Helmzier ein einfacher Adler, kein Doppeladler.
  3. Crailsheim.

Nachweise

  1. Waltz, Miscellanea Historica (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 304r (verkürzter Wortlaut von D).
  2. Ders., Rechb. Stammbuch (WLB, Cod. hist. F 30.2) fol. 73r.
  3. Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf, o. Sign), angelegt ab 1809, Zeichnung.
  4. Rink, Familien-Geschichte III 60 (nur D).
  5. Kdm Göppingen 139f. (Abb.).
  6. Aich 73.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 335 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0033503.