Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 326† Bad Überkingen, ev. Pfarrkirche (St. Gallus) 1589

Beschreibung

Kassettendecke mit Wappentafeln. Im Langhaus, 63 Felder in neun Zeilen und sieben Bahnen angeordnet. Durch die – mittlerweile wiederholt restaurierte – Übermalung von 1756 zerstört und nicht mehr eindeutig zu rekonstruieren1. Wollaib gibt in seiner Beschreibung sieben Reihen zu je sechs oder sieben Tafeln an; es geht daraus nicht hervor, ob er bahnen- oder zeilenweise aufzählt. In beiden Fällen muß man davon ausgehen, daß offenbar zwei Zeilen – vermutlich die beiden westlichen über der Empore – ohne Wappen- und Inschriftenschmuck geblieben sind. Unter den bemalten Feldern nahm das mit dem Wappen der Stadt Geislingen jedenfalls die zentrale Position ein. Bei der Annahme einer zeilenweisen Beschreibung bei Wollaib stünden in der mittleren Bahn das Reichswappen und das der Reichsstadt Ulm – von Osten nach Westen, also vom Chor her – dem Geislinger Wappen voran, das Reichswappen nähme somit „hierarchisch“ den höchsten Rang direkt am Chor ein, diese Version ist m. E. daher die richtige. Im Folgenden werden die Wappenbeischriften zeilenweise von Osten nach Westen aufgeführt.

Reihenfolge und Wortlaut nach Wollaib2.

Maße: L. (Einzelfeld, im Durchschnitt) 157, B. 98 cm.

  1. 1589

I. Zeile:

  1. 1. Servatius Ehinger 2. Wilhelm Krafft 3. Eüstachius Güntzburger 4. Römischer Kayser 5. Daniel Schad 6. Hannß Baldinger B(ürgermeister) 7. Hannß Christoph Ehinger B. v. B.3)

II. Zeile:

  1. 1. Anthoni Schermar 2. Herman Roth 3. Mathhaeus Hoffherr 4. Statt Ulm 5. Ulrich Roth 6. Paulus Schermar 7. Matthaeus Greck

III. Zeile:

  1. 1. Michael Meyer 2. Hannß Heinrich Gienger 3. Ulrich Schermar 4. – a) 5. Paulus Roth 6. Daniel Meyer 7. Paulus W[.]eldb)

IV. Zeile:

  1. 1. Ulrich Streicher Amptmann 2. Johann Rudolph Wild Pfarrer alhie 3. Hannß Bleickert Land Schad von S(teinach) Vogt. 4. Statt Geißlingen Wappen 5. Hannß Ulrich Krafft Pfleger 6. Hannß Hepp Visierer 7. Antoni Meyer Castenvogt

V. Zeile:

  1. 1. Hannß Schmid Schreiner 2. Michael Scheiblen Schulmeister 3. Jerg Hennenberger Mahler 4. – 5. Mahler Schild4) 6. Balthasar Bauman Heiligen Pfleger 7. Jerg Müller Heiligen Pfleger

VI. Zeile:

  1. 1. Hodie mihi cras tibi5) 2. Benedict Keller 3. Gabriel Bockstorffer Mahler Gesell von Constantz 4. – 5. Jerg Ganßloser 6. Hannß Demanger Gastgeb alhie 7. Esaias Herman Anwald

VII. Zeile:

  1. 1. Hannß Herman Alt 2. Hannß Weiß 3. Bläse Schmid 4. – 5. Michael Meyer Maurer von Giengen 6. Georg Mann 7. Jörg Kohn

 
Wappen
vgl. die Beischriften.
Die ursprüngliche Bemalung von 1589 stammte von Jerg Hennenberger und Gabriel Bockstorffer und dürfte ähnlich der noch erhaltenen Deckenbemalung in der ev. Pfarrkirche in Kuchen von 1588 (vgl. nr. 324) ausgeführt gewesen sein, an der beide Maler beteiligt waren.

Textkritischer Apparat

  1. Wohl keine Inschrift. Bei Wollaib ein nicht näher zu identifizierendes Zeichen, vielleicht eine Rosette.
  2. Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Bei der „Renovierung“ 1756 wurde keine Rücksicht auf den alten Bestand genommen. Lediglich Wappen und Beischrift der Städte Ulm und Geislingen sowie des ulmischen Pflegers Hans Ulrich Krafft und Wilhelm Kraffts wurden in veränderter Form und an anderer Stelle wieder angebracht. An die Stelle der alten Wappentafeln traten inschriftlich bezeichnete Stiftungen von Überkinger Amtsträgern und Bürgern mit deren Wappen und mit Darstellungen von Gottvater, Christi, des Hl. Geistes, der Evangelisten, Davids, Johannis des Täufers und zahlreicher Engel.
  2. Positionen der leeren bzw. inschrift- und wappenlosen Felder sind konjiziert. Ob sich Wollaibs Angabe „mit der Jahreszahl 1589“ auf jedes einzelne Deckenfeld bezieht oder ob die Jahreszahl nur an einer Stelle oder auf einigen der Felder angebracht war, ist nicht klar.
  3. Erstes B nicht aufzulösen; danach vermutlich: v(on) B(alzheim).
  4. Künstlerwappen: 3 (2:1) Schildchen.
  5. Als Beischrift zur Darstellung eines liegenden Kindes mit Totenschädel und Sanduhr.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 494f.
  2. Kdm Geislingen 160f.
  3. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 291.
  4. Ders., Von der Kirche in Bad Überkingen 111f.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 326† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0032604.