Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 311† Kuchen, ev. Pfarrkirche (St. Jakob) 1581

Beschreibung

Zwei Grabsteine oder Doppelgrabmal der Brüder Daniel und Albrecht Kramer. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch außen im Nordwesten an der Sakristei; nähere Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach Wollaib.

  1. Hic puer ex verbo didicit cognoscere ChristumJlli conjunctus justificante fideNon cor contritum conspersum sanguine Christi O pater objicies jam moriturus ait

    Jch Daniel Kramer mein GrabAllhie auff disem Kirchhoff hab.Auff Christi Nahm bin ich getaufftDer hat mich durch sein Blut erkaufftUnd mich ins Eilffte Jahr leben lahnMein Heyl in seim Wort kundtgethan.Darauff ich auch gestorben binAuff Sanct Matthaei Tag vorhinAuß diser Welt mein Urlaub namUnd zu meinem Herren Christo kam.Seit from ihr lieben KinderleinGottsfürchtig und Gehorsam feinFolgt Gottes Wort in disem LebenEr wird eüch auch daß ewig gebenFilio suo carissimo Danielo pie defuncto Anno 1580 in die Matthaei Apostoli paternae dilectionis ergo fieri fecit Wendelinus Cramerus Wallerthum hujus Ecclesiae pastor 15 Joh. 14. 81.1)

    Der Mensch der lebt ein kurtze ZeitJst voll Unruh Trübsaal und Laid.Er gehet auff wie ein schöne BlumJn einem Huj so fällt er umb2) Deß ist uns diser Knab wol scheinWie ein Blümlein von Farben reinWar er schön jung und wolgestaltNoch nicht er zweyer Jahr war alt Hieß Albrecht Kramer mit seim NahmenWie ein Blümlein zum abfall kamLigt ietz hie in der Erd verschartDen 13. Hornung er wardGelegt zu seim Bruder DanielDer treüe lieb Gott hab sein SeelDaran uns gar nit zweifflen thutWeil er ist getaufft auff Christi BlutSo lebt er in der Engel ScharGott helff uns samptlich allen darPaternae dilectionis ergo W(endelinus) C(ramerus) W(allerthum) hujus ecclesiae pastor fieri curavit

Übersetzung:

Dieser Junge hat gelernt, aus dem Wort Christum zu erkennen. Jenem verbunden in rechtfertigendem Glauben spricht er, schon dem Tode geweiht: O Vater, du wirst mir vorwerfen, mein Herz sei nicht zerknirscht und mit Christi Blut besprengt! – Seinem heißgeliebten Sohn Daniel, der selig entschlafen ist im Jahr 1580 am Tag des Apostels Matthäus (21. September), hat dies aus väterlicher Liebe anfertigen lassen Wendelin Kramer Wallerthum, Pfarrer dieser Kirche. – Aus väterlicher Liebe hat W.C.W., Pfarrer dieser Kirche, dies anfertigen lassen.

Versmaß: Elegische Distichen, deutsche Reimverse.

Datum: 13. Februar 1581.

Kommentar

Dichter der Verse war der Vater der verstorbenen Kinder, der Pfarrer Wendelin Kramer, der während seiner Amtszeit zahlreiche Ausstattungsinschriften an den Wänden im Innern und außen an der Kuchener Kirche angebracht hat (vgl. nrr. 321, 324, 334).

Anmerkungen

  1. Joh 14, 23; bezieht sich auf die Verse: Folgt Gottes Wort in disem Leben, Er wird eüch auch daß ewig geben. Demnach ist die Grabschrift auf den 1580 verstorbenen älteren Sohn erst 1581 entstanden. Vermutlich sind beide Grabschriften nach dem Tod des zweiten Sohnes im Februar 1581 angefertigt worden.
  2. Nach Hiob 14, 1. Die Verse 1, 3 und 4 der zweiten Grabschrift verwendete Wendelin Kramer 1588 erneut für eine der Versinschriften auf dem Durchzugbalken der Felderdecke in der Kuchener Kirche (vgl. nr. 324).

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 431f.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 311† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0031103.