Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 251 Donzdorf, kath. Pfarrkirche St. Martin vor 1550, 1550

Beschreibung

Epitaph der Radegunde von Liebenstein geborene von Freyberg. Innen an der Langshaus-Nordwand, erster Stein von Osten. Ursprünglich in der „Stauffenecker Capell“ der Kirche, „bey der thür wie man hinein geht in der wand“1. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Auf breitem Rand umlaufende Sterbeinschrift, im vertieften Mittelfeld in Flachrelief die Figur einer betenden Frau in langem Gewand und Weihel, einen Rosenkranz haltend und auf einem Hund stehend, zu beiden Seiten des Kopfs zwei Vollwappen. Oberfläche geringfügig bestoßen, vor allem am unteren Rand.

Maße: H. 193, B. 94, Bu. 5,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und Frakturversalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno dom(in)i 〈M · D · L ·〉 Avf / 〈Sondag · medardÿ den · VIII · jvnij ·〉 starb die · Edel · vn(d) · Erntreich fraw / RadegvndA · von · liebenstain · / geborne · von · freiberg · der · sel · gott · genedig · vn(d) · barmherzig sein

Wappen:
Liebenstein, Freyberg.

Kommentar

Zu den Charakteristika der Schrift vgl. nr. 241. Als zusätzliches Frakturelement kommt hier das spitzovale o hinzu. Bemerkenswert sind ferner die Verwendung eines Majuskel-A am Wortende, b mit oberer Schaftbrechung nach rechts sowie ausgiebige Verwendung des proklitischen r. Die Platte gehört zu einer Werkgruppe, die vermutlich in der Gmünder Werkstatt Jakob Wollers entstanden ist2.

Das Sterbedatum ist etwas flüchtiger ausgeführt als die übrige Inschrift (leichte Rechtsneigung der Hasten), einzelne Buchstabenformen weichen geringfügig ab. Todesjahr und -tag sind also erst nachträglich eingesetzt, möglicherweise aber von der Hand desselben Steinmetzen oder jedenfalls von derselben Werkstatt. Vermutlich entstand das Epitaph nicht allzu lang vor Radegundes Tod.

Die Verstorbene war eine Tochter Ludwigs von Freyberg zu Neuensteußlingen und der Johanna geb. von Freyberg zu Öpfingen3. Sie war in erster Ehe mit Georg von Rechberg zu Ravenstein († 1547) verheiratet, was erklärt, warum sie in der Rechberger-Grablege in Donzdorf beigesetzt wurde. Ihr zweiter Mann war Hans XII. von Liebenstein († 1563)4.

Anmerkungen

  1. Gabelkover (wie unten); Schön, Einstige Ausschmückung 80 bringt die Standortangaben Gabelkovers durcheinander und lokalisiert daher das Epitaph in einer Kapelle auf Burg Staufeneck, vgl. dazu Einl. S. XXIf. und nr. 205 Anm. 1. Dieselbe falsche Zuordnung nach Schön in Kdm Geislingen 90.
  2. Zuordnung schon durch Halbey Nr. 51.
  3. Vgl. ebd. Nr. 50.
  4. Schön, Einstige Ausschmückung 80. Zu Hans, dem Erbauer des Liebensteiner Stadtschlosses in Göppingen, vgl. Dieter Trompler, Die Herren von Liebenstein und Jebenhausen-Göppingen. Zul. arb. PH Stuttgart 1966 (masch., Exemplar im StadtA Göppingen, Sign. B 269; Kopie im KrAG, Sign. 4796) 16. Tromplers Angabe, daß aus der Ehe vier Töchter hervorgingen, ist nach der hs. Chronik der Familie von Liebenstein (Freiherrlich von Gemmingen-Hornberg’sches Archiv Burg Hornberg/Neckarzimmern, S 43) fol. 37v zu korrigieren: Die Töchter entstammen Hans’ erster Ehe mit Susanna von Sachsenheim. Hans von Liebenstein ist in der Göppinger Oberhofenkirche beigesetzt (nr. 276).

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 154/15, Umschlag 329: v. Rechberg) fol. 9v.
  2. GRA, A 662: „Abschrifften Von Denen in der Pfarrkirchen zu Donzdorff befindl. Herrsch. Epitaphijs“ um 1750 (Cunigunda Von Bebenheimb! zu 1501).
  3. GRA, A 675: „Genealog. Urkunden u. Stammenbäume Von der familie Rechberg“, Einzelbl., 18. Jh. (ungenau).
  4. Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf, o. Sign.), angelegt 1809, Zeichnung.
  5. StAL, E 258 VI, Bü 17 OA. Geislingen: Bemerkungen zum topograph. Blatt Donzdorf von E. Paulus, 1832.
  6. Schön, Einstige Ausschmückung 80.
  7. Kdm Geislingen 90, 92 (Abb.).
  8. Halbey Nr. 51.
  9. Hummel, Donzdorf 25 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 251 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0025102.