Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 249† Geislingen an der Steige-Altenstadt, ev. Pfarrkirche (St. Martin) 1549, 1592
Beschreibung
Grabstein des Johannes Vogel, seines Sohnes Hans und seiner Schwiegertochter Maria geborene Guntzenhauser. Außen an der Nordseite neben der Kirchtür eingemauert, noch 1933 vorhanden1, Verbleib unbekannt. Großer Stein mit Umschrift (A), im Mittelfeld oben einzeilige Inschrift (B) über einem – wahrscheinlich reliefierten – Posthorn und vermutlich einem Wappen, darunter Inschrift (C).
Beschreibung und Wortlaut nach Wollaib.
- A
ANNO Domini 1549 am 23 tag Novembris starb der Erbar Johannes Vogel von Weilheim Bostbott zu Altenstatt dem Gott gnädig sey
- B
Semper Imperatoria) servit
- C
Anno 1592 den 27. Januarij Jst in Gott verschieden die Erbar Frau Maria Guntzenhauserin. Anno 1591 den 26. Decembris ist in Gott verschieden der Ehrnhafft und Fürnehm Han(n)ß Vogel 42 Jahr Bostmeister dem Gott gnädig sey
Übersetzung:
Immer dient er dem Kaiser.
Textkritischer Apparat
- Imperator Wollaib. „Immer dient der Kaiser“ gibt aber keinen Sinn auf dem Grabstein eines Postboten.
Anmerkungen
- Vgl. Georg Maurer, Der Flecken Altenstadt im 16. Jahrhundert, in: Helfenstein 17 (1962) 18–22, hier: 22.
- Vgl. Wilhelm Mauer, Die Posthaltereien und Posthalter am alten Postweg von Ulm bis Rheinhausen gegenüber Speyer am Rhein, in: Postgeschichtl. Bll. aus Württemberg 15 (1970) 15–19; ebd. 16 (1971/72) 4–8; schon früher ders., Poststationen im Filstal. Die Posthaltereien in Gingen, Altenstadt und Geislingen, in: Alt-Württemberg 11 (1965) Nr. 6.
- Vgl. die wenig später entstandene Grabplatte des Jeremias von Taxis in Enzweihingen (Stadt Vaihingen, LKr. Ludwigsburg): DI 25 (Ludwigsburg) nr. 237 (1565). Zur Frühgeschichte des Postwesens allg. vgl. M. Dallmeier, Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens 1501–1806, 2 Bde. (Thurn- u. Taxis Studien 9), Kallmünz 1977.
- Mauer, Posthaltereien (wie Anm. 2) 16 (1971/72) 6 und ders., Poststationen (wie Anm 2). Nach Mauer starb Maria Vogel – entgegen der Sterbeinschrift – bereits am 28. Januar 1587; als zweite Frau nennt er Katharina Mertz, Witwe des Simon Markward von Geislingen. Stimmt das von Mauer genannte Hochzeitsdatum 1590 VII 2, so ist das in der Sterbeinschrift angegebene Todesjahr falsch.
- Maurer (wie Anm. 1).
Nachweise
- Wollaib, Par. Ulm. 357.
- Alfred Klemm, Aus alter Zeit, B2: Altenstadt, Die Pfarrkirche zum h. Michael, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 53 (1880 V 1).
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 249† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0024909.
Kommentar
Johannes Vogel aus Weilheim an der Teck (LKr. Esslingen) war der erste Postmeister in Altenstadt. Der Ort lag an der Strecke des 1490 zwischen Brüssel und Innsbruck eingerichteten Reitpostkurses. Als dieser 1516 durch Franz von Taxis († 1517) im kaiserlichen Auftrag zur einmal wöchentlich verkehrenden Postroute ausgebaut wurde, wurde in Altenstadt 1519 eine Poststation eingerichtet, die bis 1698 betrieben wurde. Sie entstand durch Verlegung des Postlagers im ulmischen Gingen an der Fils, im selben Jahr wurde in Ebersbach eine weitere Poststation im heutigen Kreisgebiet eingerichtet2.
Die Altenstädter Sterbeinschrift ist eines der ersten, wenn nicht das früheste inschriftliche Zeugnis für die Tätigkeit der kaiserlichen Post im ulmischen Gebiet und im heutigen Württemberg3. Auf den Dienst bei der kaiserlichen Post bezieht sich der lateinische Spruch auf dem Grabstein. Das darunter befindliche Relief hat Wollaib in einer flüchtigen Strichzeichnung überliefert. Sie zeigt, über Kreuz gestellt, zwei Kreuze mit krückenendigem Schaft und hakenendigem Querbalken und zwei Vögel, darüber ein Posthorn. Der Anordnung nach könnte ein quadriertes Wappen gemeint sein, das Posthorn ist möglicherweise als Helmzier zu deuten. Vogels Sohn und Amtsnachfolger Hans und seine Frau, Tochter des Heinrich Guntzenhauser aus Kuchen4, scheinen ab 1560 wiederholt im Altenstädter Taufregister auf5. Die Grabschriften für die kurz hintereinander verstorbenen Eheleute dürften 1592 nachträglich eingemeißelt worden sein.