Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 246 Privatbesitz 1545

Beschreibung

Rehbockpokal. Aus Burg Staufeneck1, später in Schloß Weißenstein2. Prunkpokal aus Silber, teilvergoldet, in Gestalt eines aufgerichtet stehenden Rehbocks, der in den erhobenen Vorderläufen ein emailliertes Wappenschildchen hält; kleines natürliches Geweih (Mißbildung). Der Kopf des Bocks ist abnehmbar und als Becher zu gebrauchen. Über dem runden Fuß des Pokals wölbt sich über einer Zarge mit senkrechten Gravuren und mit aufgenieteten Rosetten der Boden, auf dem der Rehbock befestigt ist. Bis in Hüfthöhe ist die Figur umgeben von einer kunstvoll verschlungenen Rosenhecke, in der mit winzigen Figürchen Jagdszenen dargestellt sind. Oben auf der Wölbung des Bodens sind, ohne erkennbaren Zusammenhang und teilweise durch die montierten Aufbauten verdeckt, eine Jahreszahl und mehrere Einzelbuchstaben eingraviert (A). Auf der Unterseite des Fußes findet sich die gleiche gravierte Jahreszahl noch einmal (B). Kein Beschauzeichen.

Maße: H. 44, Dm. (Fuß) 14, Bu. 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1545H D E E

  2. B

    1545

Wappen:
Rechberg.

Kommentar

Zusammenhang, Reihenfolge und Bedeutung der Buchstaben sind unklar, möglicherweise handelt es sich lediglich um Montagehilfen für den Silberschmied. Auch über den Anlaß der Herstellung und über den Auftraggeber des Pokals ist nichts bekannt. Die anläßlich der Hochzeit des Grafen Otto von Rechberg und Rothenlöwen mit Amalie Prinzessin von Thurn und Taxis 1865 angelegte „Rehbock-Chronik“3 nennt Georg III. von Rechberg zu Kronburg, Kellmünz und Weißenstein († 1575)4 als Stifter, doch widerspricht dem, daß sich das Stück gegen Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz der Staufenecker, nicht der Weißensteiner Linie der Familie befand5. Als Auftraggeber käme daher viel eher Konrad V. von Rechberg zu Staufeneck († 1558)6 in Frage, dessen Tochter Margarethe im fraglichen Jahr 1545 Wolf Kämmerer von Worms gen. von Dalberg heiratete. Vielleicht bildete diese Hochzeit den Anlaß zur Stiftung des Gefäßes7.

Anmerkungen

  1. Dort durch das Schloßinventar von 1593 (GRA, A 757) nachgewiesen.
  2. Nachweisbar ab 1745, vgl. GRA, A 6, S. 3.
  3. „Rehbock-Chronik, das ist Aufzeichnung aller derjenigen Festmahle, wobei des Gräflichen Hauses von Rechberg-Rothenlöwen Familienbecher, genannt der Rehbock, die Runde gemacht, mit Aufschreibung aller der Namen Derer, so daraus getrunken“ (GRA). Für zahlreiche Hinweise sowie für die Überlassung von Unterlagen zum Thema habe ich Herrn Kreisarchivar Walter Ziegler herzlich zu danken.
  4. Vgl. nr. 277.
  5. Vgl. Anm. 1.
  6. Vgl. nr. 269.
  7. So die einleuchtende Theorie von Walter Ziegler.

Nachweise

  1. Kdm Geislingen 96, 100 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 246 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0024601.