Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 233 Eybach (Stadt Geislingen a. d. Steige), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1533
Beschreibung
Epitaph der Eheleute Wilhelm von Degenfeld zu Eybach und Gertraud geborene von Neuhausen. Innen an der Südostwand des Erweiterungsbaus; früher an der Langhaussüdwand. Rechteckige Platte mit beschriftetem Segmentbogenfeld (A) als Bekrönung, auf dem Bogenzenit und an den Kämpferpunkten mit drei Kugeln besetzt; auf der Platte in hohem Relief Kruzifixus mit Titulus (B), darunter kniend ein betendes Ehepaar, der Ritter im Harnisch; am Fuß des Kreuzes zwischen den Figuren ein Helm und zwei Vollwappen, über den Köpfen der Verstorbenen zu beiden Seiten des Kreuzes zwei weitere Vollwappen. Sandstein, farbig gefaßt, die eingehauenen Schrift mit schwarzbrauner Farbe nachgezogen, das Relief rechts unten beschädigt, der rechte Rand in der Mitte mit Zement ausgebessert.
Maße: H. 216, B. 99, Bu. 2,2–2,8 (A), 3 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und Frakturversalien (A), Kapitalis (B).
- A
Anno d(omi)ni / 1533 Avffa) 24 Augstmo(nat) / Starb der Edel vnd vest wilhalm / von degenfeld zv ÿbach dem Gott gnad /b)
Annoc) d(omi)ni 1523 Avff 16 Cristmo(nat) starb die Edel / vnd thvgent same fraw Gertravt geborne von / Nvwhavsen1) seind) egemahel der sel Gott gnade)
- B
INRI
Datum: 16. Dezember 1523.
Degenfeld, Neuhausen, Zillenhart, Berg2. |
Textkritischer Apparat
- Bogen über dem v zum Kreis geschlossen, aber wohl nicht als übergeschriebenes o zu lesen.
- Die folgende Inschrift durch vergrößerten Zeilenabstand etwas abgesetzt.
- Über no ein überflüssiger Kürzungsstrich.
- Vor dem Wort übergroßes Spatium mit muldenförmiger Eintiefung, offenbar Rasur.
- Waltz, Miscellanea Historica (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 147v zog beide Sterbeinschriften fälschlich zusammen: Ao. 1533 starb sein Gemahlin Gertraut Von Newhaus.
Anmerkungen
- Neuhausen auf den Fildern, LKr. Esslingen.
- Ungewöhnliche Anordnung der Ahnenwappen: die beiden Wappen des Ehepaares stehen unten, die beiden mütterlichen Wappen oben, vgl. Klemm, Heraldische Forschungen 2, 46. Die gleiche Verteilung auch auf dem Grabmal Wolfs II. von Hohenrechberg von 1540 in Donzdorf (nr. 241).
- Vgl. nr. 241. Vermutlich läßt sich der Werkgruppe auch noch das ähnlich aufgebaute, jetzt inschriftlose Epitaph des Sigmund von Wöllwarth zu Fachsenfeld († 1557) im Kreuzgang des Gmünder Franziskanerklosters anschließen.
- Vgl. Klemm, Heraldische Forschungen 6, 109.
Nachweise
- AGDSE, Glaskasten XIII. 22: Familien-Denkmäler u. Epitaphien betreffend, undat. Blatt E. 17./A. 18. Jh.
- Ebd. „Eybach, Extract Deren in der Kirchen daselbst befindlichen Herrsch. Degenfeld. Epitaphien“ (A. 18. Jh.) – Kdm Geislingen 113.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 233 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0023304.
Kommentar
Die Schrift wirkt ungelenk. Der Steinmetz verwendet im Grundbestand noch die gotische Minuskel, mischt sie aber mit Frakturbuchstaben: Außer eigenartig gestalteten Fraktur-Versalien (A kommt auch kapital vor) ist konsequent spitzovales o gesetzt, entsprechend ist das „unziale“ d mit spitzovalem Corpus gebildet (daneben auch noch das d der gotischen Minuskel). Auch das h mit auf der Grundlinie zunächst nach rechts gebogenem, dann unter der Grundlinie in einem Haarstrich weit nach links zurückschwingenden Bogen gehört schon eher dem Frakturalphabet an, ebenso die Formen von v und w. t hat keine Oberlänge, der Balken sitzt sehr tief. Die Kürzungsstriche sind leicht gewölbt. Die Inschrift ist in einem Zug ausgeführt worden, das Epitaph ist demnach erst 1533 nach dem Tod Wilhelms von Degenfeld entstanden. Alle Schriftmerkmale zusammengenommen ermöglichen eine Zuordnung des Grabmals an die Werkstatt Jakob Wollers in Gmünd3.
Wilhelm war der Sohn von Martin von Degenfeld und Agnes von Zillenhart, seine Frau war die Tochter Hans’ von Neuhausen und Agnes’ von Berg zu Öpfingen (Alb-Donau-Kreis)4. Das Grabmal ihres Sohnes Martin und von dessen Frau Ursula von Plieningen, das sich ebenfalls in der Eybacher Kirche befindet, dürfte etwa gleichzeitig entstanden sein (vgl. nr. 234).