Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 154† Wiesensteig, kath. Friedhofskapelle St. Leonhard 1327/4. V. 15. Jh. (?)

Beschreibung

Stiftungsinschrift der Eheleute Friedrich und Berta von Machtolsheim. Im Innern der Kapelle angebracht, Ausführung unbekannt1. Zur Inschrift gehörte ein farbig gefaßtes Wappen, demnach waren vielleicht Schrift und Wappen auf die Wand gemalt. Bei der Stadtzerstörung durch die Schweden 1648, spätestens aber beim durchgreifenden Umbau der Kapelle 17382 dürfte die Inschrift vernichtet worden sein.

Wortlaut nach Gabelkover.

  1. Der streng edl vnd vest herr Friderich von Machtolshaim ritter vnd sein ehelich gmahel Berchta sind stiffter diß gottshaus vnd der frümeß Vnd ist die stifftung geschehen A(nno) 1327 deren seel Gott gnedig vnd barmherzig sey

Wappen:
Machtolsheim3.

Kommentar

Das genannte Stiftungsdatum 1327 gibt lediglich den terminus post quem für die Anfertigung der Inschrift an. Mißtrauisch machen die Abfassung des Textes in Volkssprache und vor allem Teile des verwendeten Formulars. Zwar sind gerade im Bereich der Stiftungsinschriften in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts ganz vereinzelt erste deutschsprachige Beispiele zu verzeichnen4, doch dringt die Volkssprache erst allmählich ab dem Ende des 14. Jahrhunderts verstärkt in die Inschriften ein. Die Reihung der Epitheta streng, edl, vnd vest sowie die schon etwas ausführlichere Fürbittformel sprechen eindeutig gegen die Herstellung der Inschrift in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, vor allem die Epithetahäufung verweist sie vielmehr frühestens in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts.

Die von Machtolsheim (Laichingen, Alb-Donau-Kreis) waren wohl gräflich helfensteinische Ministerialen. Sie scheinen gegen 1204 auf (Stifterurkunde für Kloster Bebenhausen), Letztbeleg ist offenbar die vorliegende Inschrift5. Im Gebiet des heutigen Landkreises Göppingen war die Familie in Geislingen begütert6. Die Stifter der Kapelle und der Frühmesse, Friedrich und Berta von Machtolsheim, sind urkundlich nicht belegt.

Anmerkungen

  1. Gabelkover schreibt lediglich: „hec leguntur“.
  2. Vgl. Kdm Geislingen 201f.
  3. Weiße Rose in Rot; vgl. Alberti 478.
  4. Vgl. Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 73–81, bes. 76–78.
  5. Alberti 478.
  6. Vgl. Kreisbeschreibung Alb-Donau-Kreis II 453.

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 48 g III) fol. 961r.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 154† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0015408.