Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 142 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1499
Beschreibung
Metallauflage von der Grabplatte des Johannes Mösch. Innen an der Südwand des Chores eingelassen. Die nicht mehr vorhandene Steinplatte lag ursprünglich vor dem Hochaltar. Bronzeplatte in der Form eines rechts und links eingerollten Schriftblattes mit 4zeiliger erhabener Inschrift, umgeben oben von einem Kelch, unten von einem Wappen, rechts und links von einem geschlossenen und einem aufgeschlagenen Buch in Relief. Mit Farbe beschmiert.
Maße: H. 55, B. 66, Bu. 2,2 cm.
Schriftart(en): Gotico-Antiqua mit Versalien.
Ecce Joannes Mösch ibi docto(r) n(un)c req(ui)escit / Cui dedit egregiu(m) pagina sacra decus /Obijt vndecima die mensis / Septe(m)b(ris) Anno d(omi)ni · 1499
Übersetzung:
Sieh, dort ruht jetzt Doktor Johannes Mösch, dem die heilige Schrift hervorragende Ehre verschafft hat. Er ist gestorben am 11. Tag des Monats September im Jahr des Herrn 1499.
Anmerkungen
- Gestürztes gestieltes Lindenblatt.
- pagina sacra als Beginn der zweiten Pentameterhälfte schon bei Hraban. Carm. 13, 40; AH 33 p 219 nr. 226,7,4, u. ö., vgl. Lat. Hexameter-Lex. IV 108.
- Zur Person vgl. Klemm, Die Stadtkirche von Geislingen 115; ders., Gang durch die Reihen 207; Burkhardt, Gräber 76f.; ders., Geschichte der Stadt Geislingen I 158f.
Nachweise
- Wollaib, Par. Ulm. 389.
- StAL, E258 VI, Spezialia, Konvolut 17: OA. Geislingen, Einzelblatt „In der Kirche zu Geißlingen“ (fehlerhaft).
- Klemm, Die Stadtkirche zu Geislingen 66.
- Ders., Stadtkirche. Vortrag 47.
- Kdm Geislingen 43.
- Heribert Hummel, Die meisten Geistlichen nagten am Hungertuch, in: Helfenstein 19 (1979) 27–30, hier: 28 (Abb.).
- Geislingen a. d. Steige. Die Stadtkirche (Führer) 26.
- Bischoff, Führer 30 nr. 24.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 142 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0014208.
Kommentar
Mösch1.
Versmaß: Elegisches Distichon.
Die Schrift stellt eine Mischschrift dar zwischen gotischer und humanistischer Minuskel. Während zweistöckiges a, e, auf der Grundlinie stehendes langes s, m und n noch durchweg die strenge senkrechte Linienführung der gotischen Minuskel aufweisen, kommen b, c, unziales und gerades d, o, p und q mit runden Bögen vor, g hat einen großen runden „Kopf“ und variierende Bogenformen. Die Versalien entstammen keinem einheitlichen Alphabet, die einfachen Formen kombinieren Elemente der gotischen Majuskel (eingestellter Zierstrich) und der Kapitalis (Form von M, S). Der einfache Kürzungsstrich ist dachförmig geknickt.
Das Distichon2 nimmt auf die berufliche Laufbahn Möschs bezug. Er stammte aus Altheim/Alb (Alb-Donau-Kreis), wurde 1469 Theologieprofessor an der 12 Jahre zuvor gegründeten Universität Freiburg, deren Rektorat er 1471 bekleidete, und übernahm 1478 die Pfarrei zu Geislingen3.