Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 136 Privatbesitz vor 1496 (?)
Beschreibung
Fragment eines Tafelgemäldes, vermutlich Teil eines Altars. Quadratischer Ausschnitt; dargestellt sind vor rotbraunem Hintergrund zwei hintereinander kniende und betende Personen: vorn links ein barhäuptiger Ritter in goldener Rüstung, auf einem Holzbalken kniend, hinter ihm eine Frau in dunklem Gewand mit breitem weißen Kragen und mit hoher runder Haube; über den beiden zwei Schriftbänder (Schrift schwarz auf weißem Grund), vor ihnen je ein gelehnter Wappenschild. Das heraldisch rechte Wappen ist zur Hälfte beschnitten; Schrift durch Übermalung verfälscht.
Maße: H. 47, B. 46, Bu. 1,6–2,0 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
O · maria · // · duca) · nos · ad gavdiab) · / · / eterna ·
Übersetzung:
O Maria, führe uns zu den ewigen Freuden!
Rechberg, Venningen1. |
Textkritischer Apparat
- Die beiden Hasten des u durch verfälschende Übermalung jetzt mit einem dünnen Schrägstrich verbunden.
- Keine Worttrennung.
Anmerkungen
Nachweise
- Kdm Geislingen 95.
- LDA Stuttgart, Neg.-Nr. 8197.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 136 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0013600.
Kommentar
Die Buchstabenformen scheinen zum Teil erheblich durch spätere Überarbeitung verfälscht zu sein. So ist etwa das o nach derzeitigem Befund ohne jede Brechung als Oval ausgeführt. Dem ursprünglichen Befund dürfte dagegen entsprechen, daß das a mit dem oberen offenen Bogen durchweg weit in den Oberlängenbereich vorstößt. Als Worttrenner fungieren paragraphförmig oder vierseitig in Zierlinien ausgezogene Quadrangeln.
Die beiden Wappen deuten darauf hin, daß es sich bei den Dargestellten um Ulrich II. von Rechberg zu Hohenrechberg und seine Frau Anna geborene von Venningen handelt. Beide liegen in der Donzdorfer Pfarrkirche begraben2. Als terminus ante quem für das Tafelgemälde wird man wohl Ulrichs Todesjahr 1496 ansetzen dürfen. In die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verweist auch eindeutig die Form der Ritterrüstung.