Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 132† Adelberg-Dorf, ev. Pfarrkirche (St. Maria, Ulrich und Konrad) 1494 (?)
Beschreibung
Gebetinschrift des Abts Berthold Dürr. An die Felderdecke („in lacunari“) gemalt1; nach Rommel Teil einer „memoria“ für „Abt“ Ulrich (erster Propst von Adelberg 1178–1216) mit Darstellung des vor der Muttergottes im Gebet knienden Abts Berthold2.
Wiedergabe des Wortlauts nach Rommel.
Berchtoldus cognomine Dyrr Venerabilis AbbasHanc tibi Christe sacram condidit EcclesiamEt rogat ut clemensa) intrantis vota popellj3) Exaudire velis Dic bone lector AmenAnnalem numerum si quis fortasse requiratHunc infra pictum versibus absque legatM. D. XC.b)
Übersetzung:
Berthold mit Zunamen Dürr, der ehrwürdige Abt, hat diese dir, Christus, geweihte Kirche gegründet. Und er bittet dich, daß du gütig die Gebete des eintretenden Volkes erhören wollest. Sprich, guter Leser, „Amen“! Mag sein, daß einer die Jahreszahl erfahren möchte: er möge sie unter diesem Bild ohne Verse lesen.
Versmaß: Elegische Distichen.
Textkritischer Apparat
- clemens etc. Crusius; danach bricht der Text ab.
- M. D. XC. Romelius: Crusius gibt als Entstehungsjahr 1494 an. Da die Grundsteinlegung der Kirche 1490 war, könnte Crusius’ Angabe korrekt sein: Wie es zu der Verlesung Rommels kam, ist allerdings völlig unklar.
Anmerkungen
- So Crusius (wie unten).
- Romelius (wie unten): „. . . ubi in modum precantis ante Virginem Deiferam ingeniculans haec effatur“.
- Vgl. den Hexameterschluß popello: Hor. ep. 1,7,65.
- Forschungsüberblick, Abb. und weitere Literatur: Hummel, Adelberger Kunst 166–168.
Nachweise
- Crusius, Ann. Suev. III 815 (nur die ersten 2 Verse, dat. 1494).
- Romelius, Adelberga illustre (HStAS, J1 Nr. 238) fol. 55r, 132v (unvollständig).
- Moser II 374.
- Schmid, Fußwanderung 23.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 132† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0013202.
Kommentar
Die Grundsteinlegung der Kirche im Hundsholz hat Abt Berthold 1490 vorgenommen (nr. 118). Rommels Bezeichnung des nicht näher erläuterten Denkmals, in dessen Rahmen das Bild des vor der Muttergottes knienden Abts und die Inschrift eingefügt war, als „memoria“ des „Abts“ Ulrich, läßt unwillkürlich an einen Zusammenhang mit dem qualitätvollen Sandstein-„Epitaph“ an der Ulrichskapelle in Kloster Adelberg denken, das in Hochrelief die stehende Muttergottes und davor kniend einen Mönch zeigt, der vom hl. Bischof Ulrich von Ausgburg empfohlen wird und der daher wohl zu Recht mit dem ersten Adelberger Propst Ulrich identifiziert wird4. Dieses Denkmal ist unter Bertholds Nachfolge Abt Leonhard Dürr um 1520 entstanden, möglicherweise nach dem Vorbild des Gemäldes in der Hundsholzer Dorfkirche. Eine Inschrift ist im Sockel des Denkmals nicht erhalten, war vielleicht auch nie ausgeführt.