Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 114(†) Faurndau (Stadt Göppingen), ev. Pfarrkirche (ehem. Stiftskirche U. L. Frau) 1488

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Stang. 1956 bei Grabungen im nördlichen Seitenschiff aufgefunden, aber im Boden belassen und wieder zugedeckt. Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Ritzlinien; in der oberen Hälfte des Feldes ein Vollwappen in Flachrelief und Ritzzeichnung. Die Inschrift beginnt auf der Fußleiste und füllt die rechte Randleiste nur zur Hälfte aus. In der oberen Hälfte dreimal gebrochen (mit Schriftverlust), untere linke Ecke beschädigt.

Beschreibung und Wortlaut nach Foto1.

  1. Anno · domi[ni] · m [·] / cccc · 88a) · obijt · honestus · uir iohanes stang · cịụị(ṣ)b) / ḅạdensis · feria · / quart[a]c) · ante paṣc̣ẹd) · fẹṣtume) ··

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1488 ist gestorben der ehrbare Mann Johannes Stand, Bürger von Baden, am Mittwoch vor dem Osterfest (2. April).

Wappen:
Stang2.

Kommentar

Über den Bestatteten ließ sich nichts in Erfahrung bringen. Unsicher ist, ob sich die Herkunftsbezeichnung auf das badische oder das aargauische Baden bezieht. – Die Schrift ist recht roh und unbeholfen eingehauen, vom einheitlichen Bild der Textura ist sie weit entfernt. Schaftbrechungen sind nicht konsequent durchgeführt, gelegentlich sind die Hasten leicht gekrümmt. Ober- und Unterlängen ragen über die begrenzenden Rahmenlinien hinaus. Bemerkenswert sind die Schluß-s in Gestalt einer eckigen arabischen 8. Der zur Haste umgeformte Bogen des h ist unten nach links gebrochen und reicht weit unter die Grundlinie. Als Versal dient ein spitzes A mit breitem, beiderseits überstehenden Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken. Als Worttrenner sind, soweit auf dem Foto erkennbar, Quadrangeln auf Zeilenmitte gesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. Jeweils eckige 8.
  2. civi(s) Rudzinski; hinter dem c vier Hasten; kein Kürzungszeichen zu erkennen.
  3. feriae quartae Rudzinski.
  4. pasce Rudzinski; letzte drei Buchstaben nach Foto aber unsicher: drei Hasten, die beiden ersten mit Oberlänge, die zweite mit Balken nach rechts, eher t als c.
  5. festum Rudzinski. Dem Foto nach könnte der Wortanfang auch kat- lauten, was aber keine sinnvolle Lesung ergibt.

Anmerkungen

  1. Rudzinski, Grabplatten, Abb. 6.
  2. Geteilt, oben gespalten (?), rechtes Feld leer (?), links ein in 2 Reihen geschachter Schräglinksbalken, unten 3 Pfähle (?); Helmzier: Federbusch (?). Rudzinski beschreibt die Figur des unteren Schildfeldes als „drei senkrechte Stangen; soweit erkennbar nur rechts mit jeweils einem kurzen Aststumpf“; vielleicht also geastete Pfähle, anhand der Abb. aber nicht nachzuvollziehen.

Nachweise

  1. Rudzinski, Grabplatten (m. Abb. 6).
  2. Kirschmer/Ziegler, Faurndau 126.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 114(†) (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0011404.