Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 106 Eybach (Stadt Geislingen a. d. Steige), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1483

Beschreibung

Evangelistenglocke. Im Turm. Schulterinschrift zwischen unregelmäßigen Schnurstegen. Auf der Flanke unter dem Beginn der Jahreszahl ein kleines Wappenschildchen.

Maße: H. (o. Krone) 68, Dm. 86, Bu. 2,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. · sant · lvx · sant · marx · sant · mathevs · sant · iohannes · m · cccc · lxxxiii

Wappen:
Degenfeld.

Kommentar

Als Worttrenner sind paragraphenförmig ausgezogene Quadrangeln verwendet. S. Thurm sieht mit Vorbehalt in der Glocke eine Vorstufe zu den Glocken des Esslinger Gießers Pantlion Sidler1. Das Degenfeld-Wappen2 bietet ein frühes Beispiel für die heraldische Kennzeichnung der Stifterfamilie auf Glocken im südwestdeutschen Raum3. Die Glocke wurde vermutlich von Martin (I.) von Degenfeld (urk. 1458–95), dem damaligen Lehensträger der Eybacher Orstherrschaft, gestiftet4.

Anmerkungen

  1. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 661.
  2. In Kdm Geislingen 116 fälschlich als „Ulmer Wappen“ bezeichnet.
  3. Otte, Glockenkunde 137 weist auf frühe norddeutsche Beispiele des 14. Jahrhunderts hin. Siegelabdrücke (Bischofssiegel) finden sich dagegen gelegentlich schon im 13. Jahrhundert, vgl. ebd.
  4. Im Eybacher Glockenturm ist noch eine kleinere ältere, vermutlich aus dem 14. Jh. stammende Glocke erhalten. Die Schulterinschrift zwischen Schnurstegen ist völlig unleserlich, von den in relativ großen Abständen gesetzten „Buchstaben“ sind nur unförmige Klumpen erhalten, die vielleicht durch Zerschmelzen der Form beim Glockenguß entstanden sind. Lediglich eine kleine liegende Drachenfigur ist noch undeutlich zu erkennen; vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 660. Die Behauptung von Pabst, Glocken unserer Heimat 183, die Inschrift gebe die „Evangelistennamen spiegelverkehrt“ wieder, ist nicht nachzuvollziehen und wird durch die geringe „Buchstaben“-Zahl widerlegt. Kdm Geislingen 116 datiert die Glocke m. E. zu spät ins 15. Jh. – Herrn Pfarrer Polzer danke ich herzlich für die freundliche Hilfestellung bei der Inschriftenaufnahme im Glockenstuhl.

Nachweise

  1. Kdm Geislingen 116.
  2. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 661; 154 Abb. 219.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 106 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0010602.