Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 88 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1471

Beschreibung

Grabplatte der Ursel Roth geborene Karg. Innen an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs; im 18. und 19. Jahrhundert im südlichen Seitenschiff, nahe dem Sakristeieingang1. Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld unten zwei Wappen in Flachrelief, beiderseits in den Rand hineinragend. Die Umschrift beginnt links über dem Wappen. Stark abgetreten; Ränder weggebrochen, an den Längsseiten und oben mit Zement ergänzt, dabei Buchstaben teilweise überschmiert; unterer Rand fast völlig zerstört. Schrift fehlerhaft mit schwarzer Farbe nachgezogen2.

Maße: H. 175,5. B. 79, Bu. 9,1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · domini · 1471 · da · starb / vrsel · kergi(n) · ma(n)ga) / rote(n) · hvsfrow · am · a[. . .]b) · [m . . . . . . . . .b)/. . . . . . . .]

Wappen:
Roth, Karg.

Kommentar

Die breit ausgehauene Minuskel ist sehr gleichmäßig gearbeitet, ist aber durch die Übermalung völlig entstellt. Die Jahreszahl in arabischen Ziffern ist auffällig breit.

Mang (Magnus) Roth ist 1460 und 1470 als Burgvogt bzw. Burgsesse auf Helfenstein bezeugt3. Die Roth und Karg4 gehören zum ulmischen Patriziat. Hans Roth († 1479), der Stifter der Familienkapelle am Ulmer Münster, war nach Ausweis des Beiwappen auf seinem Totenschild im Münster ebenfalls mit einer Karg verheiratet5, die Lesart Hans auf der Grabplatte ist nach dem Buchstabenbestand aber ausgeschlossen.

Textkritischer Apparat

  1. Klemm, Die Stadtkirche zu Geislingen 65, liest mag(ister?); Lesart Ma(n)g erstmals bei Roth von Schreckenstein, Geisl. Epitaphien 77.
  2. Nur noch Hasten zu erkennen, unleserlich. Vielleicht: afte(r) mantag (=Dienstag)?

Anmerkungen

  1. Klemm, Die Stadtkirche zu Geislingen 65.
  2. Schon 1876, vgl. ebd.
  3. Vgl. Roth von Schreckenstein, Geisl. Epitaphien 77.
  4. Zur Familie Karg vgl. Siebmacher WüA 53. Wohl keine Verwandtschaft mit der Augsburger Familie Karg/Parsimonius, vgl. Waldemar Kramer, Johannes Parsimonius, Frankfurt a. M. 1980, 24. Die Behauptung Burkhardts, Gräber 75, die Verstorbene sei „die Gattin eines in einer Geislinger Stiftungsurkunde von 1466 genannten Ulmischen Pflegers in Geislingen, des Cunrat Karg,“ gewesen, wird schon durch den Wortlaut der Inschrift widerlegt.
  5. Vgl. Bach, Grabdenkmale 149.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 393.
  2. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 45f.
  3. Kdm Geislingen 42.
  4. Bischoff, Führer 12 nr. 6.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 88 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0008809.