Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 76 Gingen an der Fils, ev. Pfarrkirche (St. Johannes) 1463
Beschreibung
Türsturz mit Baudatum. Innen an der Chorsüdseite über dem Eingang in die Sakristei. Gekehlter und überstabter Türrahmen; auf dem Sturz eine von Ritzlinien eingefaßte 2zeilig eingehauene Inschrift. Roter Sandstein, leicht bestoßen, an den Rändern eingeputzt; Rahmenbemalung.
Maße: H. (ganzes Werkstück) 48, B. 122, H. (Schriftrahmen) 24,5, B. 64, Bu. 8,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel.
+ anno · domini · / M · cccc° · lxiii ·
Anmerkungen
- Vgl. nr. 111; zum Kirchenbau vgl. Kdm Geislingen 120–123.
Nachweise
- Wollaib, Par. Ulm. 406 (mit Abzeichnung).
- Keppler 115.
- Klemm, Die älteste Kircheninschrift 56.
- Kdm Geislingen 121.
- [Hartmut] Schmolz, Das Meerheim-Epitaph in der Kirche zu Gingen, in: Helfenstein 16 (1959) 132–134, hier: 132 (Abb.).
- Brandauer, Gingen, Taf. VII (Abb.).
- Dehio/Piel 162.
- Brandauer, 1000 Jahre 60 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 76 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0007609.
Kommentar
Unregelmäßigkeiten in Zeilenführung, Buchstabenabständen, Ausrichtung und Breite der Hasten deuten darauf hin, daß der Steinmetz ohne Vorzeichnung gearbeitet hat. d ist mit verkürzter linker Bogenhälfte ganz in das Zweilinienschema eingebunden, i-Punkt ist regelmäßig gesetzt. Bemerkenswert ist die Form des x mit oben nach links gebrochener, unten rechts abgeschrägter, eben unter die Grundlinie reichender Haste und Mittelbalken; die zweite „Haste“ überschneidet die erste nicht, sie ist in einen rechts angesetzten c-förmigen Bogen umgeformt, der oben in einem Quadrangel endet. Der Versal, ein einseitig links geschlossenes unziales M mit waagerechtem Zierstrich im rechten Bogen, ist nicht größer als die Minuskeln. Als Worttrenner stehen paragraphförmig ausgezogene Quadrangeln.
Die Bauzahl bezeichnet möglicherweise die Fertigstellung der kreuzrippengewölbten Sakristei. Die Wölbung des Chors im Zuge des spätgotischen Umbaus der Kirche war dagegen wohl erst um 1485 abgeschlossen1.