Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 64† Eybach (Stadt Geislingen a. d. Steige), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt um 1450

Beschreibung

Wandmalerei oder Tafelbild(er) mit Darstellung von Mitgliedern der Familie von Zillenhart („habentur depicta“). Zu den Ausmaßen, zu Anordnung und Ausführung fehlen nähere Angaben, doch scheinen die Personen, vermutlich zumindest teilweise nach Generationen geordnet, in vier Gruppen reihenweise (?) abgebildet gewesen zu sein. Außer den Namenbeischriften dürften jeweils Wappen beigegeben gewesen sein. In Privatbesitz haben sich drei Ölgemälde, wohl aus der 2. Hälfte des 17./1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, erhalten, die vermutlich Kopien der Gemälde in der Eybacher Kirche sind1. Denn die Reihenfolge der dargestellten Personen stimmt mit der von Gabelkover überlieferten überein; die Reihe ist freilich nicht mehr vollständig. Die Bilder zeigen die männlichen und weiblichen Familienangehörigen in einer Reihe hintereinander kniend und betend, jeweils mit einem vor sich stehenden rechtsgelehnten Wappenschild. Die verheirateten Frauen führen quadrierte Wappen2. In einer eigenen Schriftzone unter den Figuren jeweils 2zeilige Namenbeischriften in Fraktur.

Text nach Oswald Gabelkover3; Textvarianten und Wappen4 nach den drei kopierten Gemälden.

Maße: Bild I (H. 80,5, B. 183, Bu. 2,6 cm): 5 Personen; Bild II (H. 80,5, B 156, Bu. 2,3 cm): 4 Personen; Bild III (H. 80,5, B. 85, Bu. 2,4 cm): 2 Personen.

Erste Gruppe:

  1. H de Zillnharta)5) Clara von Ellerbach von Zillenhart genanntb)

Zweite Gruppe:

  1. Wolf von Zillnhartc) Vrsula von Zillnhart von Stain genanntd)6) Wolff von Zillnhart e)7) Hans von Zillnhart ritter8) Agnes von Neipperg von Zillnhart genanntf)9)

Dritte Gruppe:

  1. Hainz von Zillnhart Clara von Zillnhart von Rosenberg genannt10) Mez von Zillnhartg) Adelhait von Zillnhart von Freyberg genannth)11) Hans Hainrich von Zillnharti) Wolfgang von Zillnhartk)12) Mez von Rosenberg von Zillnhart genanntf)13)

Vierte Gruppel):

  1. Anna von Zillnhart Syfrid von Zillnhart14) Agnes von Zillnhart Hainrich von Zillnhart Jörg von Zillnhart Agtm) von Zillenhartn) Wilhelm von Zillnharto)

 
Wappen
Zillenhart, Ellerbach-Zillenhart (quadriert), Zillenhart, Zillenhart-Stain (quadriert), Zillenhart, [Zillenhart, Neipperg-Zillenhart (quadriert), Zillenhart, Zillenhart-Rosenberg (quadriert),] Zillenhart, Zillenhart-Freyberg (quadriert), zweimal Zillenhart, [Rosenberg-Zillenhart (quadriert), fünfmal Zillenhart,] zweimal Zillenhart.
Bei dem derzeitigen, sehr unzureichenden Kenntnisstand über die Genealogie der Herren von Zillenhart lassen sich die meisten der inschriftlich erwähnten Personen nicht in die Stammtafel einreihen. Mithin lassen sich auch keine präzisen Aussagen darüber machen, nach welchem Prinzip diese Personen in dem Gemälde angeordnet waren. Immerhin scheint es sich im wesentlichen um Geschwister und Kinder des an der Spitze dargestellten Wolf d. Ä. von Zillenhart zu handeln. Die von Zillenhart trugen Burg Eybach und den Besitz im Dorf von 1412 bis 1456 von Kloster Ellwangen zu Lehen, Nachfolge als Lehenträger waren die Herren von Degenfeld15. Das Gemälde ist folglich wohl noch vor 1456, aber kaum wesentlich früher, ausgeführt worden. Festzuhalten ist, daß unterhalb der Söhnegeneration Wolfs d. Ä. keine Familienmitglieder als verheiratet gekennzeichnet sind. Stimmt unser Zeitansatz, müßten die Eheschließungen der genannten Kinder Hans, Klara, Adelheid und Wolf d. J. vor 1456 stattgefunden haben. Die in der vierten Gruppe des Gemäldes dargestellte und genannte Agnes von Zillenhart ist vermutlich die spätere Ehefrau Martins von Degenfeld16, die bislang nicht in die Zillenhart-Genealogie eingeordnet werden konnte. Wilhelm von Zillenhart, der letzte in der Reihe, dürfte der Stammvater der Hauptlinie zu Dürnau sein. Das kopierte Bild zeigt ihn als jungen Mann. Die Ehe mit Anna von Vellberg wurde jedenfalls erst nach Fertigstellung des Eybacher Gemäldes geschlossen, da sie in diesem nicht berücksichtig ist.

Textkritischer Apparat

  1. Mertz Von / Zillhartt. Bild I; mit Sicherheit Fehler des Kopisten; vgl. Anm. 5. Die Beischrift war ja offenbar bereits zu Gabelkovers Zeit unleserlich.
  2. Davor Zusatz Gabelkovers: Eius vxor. Bild I: Clara vo(n) Ellerbach. / vo(n) Zillhartt genandt.
  3. Wolff Von / Zillhartt. Bild I.
  4. Vrschla vo(n) Zillhartt. / Vom Stain genant. Bild I.
  5. Zusatz Gabelkovers: celebs, wohl kaum Bestandteil der Beischrift. Da bei den übrigen ohne Ehefrauen dargestellten Männern ein entsprechender Zusatz fehlt, dürfte er sich nicht auf den ledigen Stand Wolfs beziehen, sondern vermutlich auf seine Darstellung als Kleriker, vgl. Anm. 7. Bild I zeigt ihn freilich in weltlicher Tracht; Beischrift: Wollff Von / Zillhartt.
  6. Davor Zusatz Gabelkovers: Eius vxor.
  7. Zusatz Gabelkovers: monialis; demnach also Darstellung in Nonnentracht. Wird bestätigt durch Bild II; Beischrift: Mertz Von / Zillharttt.
  8. Adelhait vo(n) Zillhartt. / vo(n) Freyberg. genandt. Bild II.
  9. Hanns Heinrich. / Von Zillhartt. Bild II.
  10. Wollff von / Zillhart. Bild II.
  11. Eingeleitet mit der Bemerkung: „Wolfgangi huius vel liberi vel fratres fuere qui sequuntur“. Letzteres trifft wohl zu.
  12. Sic! Wohl Agathe?
  13. Agtt Von /Zillhartt. Bild III.
  14. Willhelm Von / Zillhartt. Bild III.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis verdanke ich der freundl. Mitteilung von Herrn Kreisarchivar Walter Ziegler.
  2. Dabei merkwürdigerweise jeweils das angestammte Wappen in den Feldern 1 und 4, das des Ehemanns in den Feldern 2 und 3.
  3. Gabelkover zählt die 21 Personen mit arabischen Ziffern durch, was wohl kaum vom Original übernommen ist.
  4. In eckigen Klammern die Wappen, von denen keine Kopien vorhanden sind, die aber in Analogie eindeutig rekonstruiert werden können.
  5. Es muß dies Wolf d. Ä. von Zillenhart sein, der Stifter der älteren Hauptlinie der Familie, der 1483 in Göppingen starb und mit der nachfolgenden Klara von Ellerbach verheiratet war, vgl. Biedermann, Ottenwald tab. CCLXXVIII.
  6. Nach Bucelinus II pars. III, Stain 1 war sie die Ehefrau Konrads von Stain zum Klingenstein, württembergischen Hofmeisters, urk. 1480. Demnach wäre Pfeilsticker § 198 zu korrigieren, der als Frau des zwischen 1450/53 und 1464 genannten Haushofmeisters Konrad von Stain „vielleicht Ursula v. Güssenberg“ angibt. Pfeilsticker führt einen weiteren Konrad von Stain im Amt des Haushofmeisters 1483 auf, der aber mit einer Sibylla N. verheiratet war und vor Georgii 1484 gestorben ist. Bei Bucelinus findet sich nur ein Konrad im Stainschen Stemma. Ursula scheint der Anordnung in dem Gemälde zufolge eine Schwester Wolfs d. Ä. von Zillenhart zu sein.
  7. Gemeint ist vielleicht Wolfgang, der Sohn Heinrichs von Zillenhart und der Ursula von Wöllwarth und Enkel Wolfs d. Ä., vgl. Biedermann, Ottenwald tab. CCLXXVIII. Zu ihm vgl. nr. 103. Dagegen spricht allerdings das Fehlen seiner Eltern in dem Eybacher Gemälde.
  8. Sohn Wolfs d. Ä., vgl. Biedermann, Ottenwald tab. CCLXXVIII.
  9. Bei Biedermann, ebd., heißt Hans’ Ehefrau Anna von Neipperg. Agnes ließ sich bislang nicht in die Genealogie der Herren von Neipperg einordnen, vgl. Stammtaf. d. mediatisierten Häuser 11 Taf. 1. Anm.
  10. Eine Heiratsverbindung zu einem von Rosenberg konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
  11. Nach Gabelkover (wie unten) fol. 11r war Adelheid verheiratet mit dem Ritter Sigismund von Freyberg zu Eisenberg, Obervorgt zu Schorndorf (1484–91), vgl. Pfeilsticker § 2759.
  12. Wolf, d. J., Sohn Wolfs d. Ä., vgl. Biedermann, Ottenwald tab. CCLXXVIII. Er starb nach Gabelkover (wie unten) fol. 11r nach 1489.
  13. Mechthild war die Tochter Arnolds von Rosenberg und Christinas von Handschuhsheim, so jedenfalls Biedermann, Ottenwald tab. CCLXXIX; in die Genealogie der Rosenberger (ebd. tab. CCCCI–CCCCXIII) ist sie freilich nicht eingeordnet.
  14. Vermutlich ein Sohn Wolfs d. Ä., vgl. ebd. tab. CCLXXVIII.
  15. Vgl. LdBW III 313. 1456 II 26 verkauft Wilhelm von Zillenhart Schloß und Dorf Eybach an Hans von Degenfeld und dessen Erben; vgl. Eybach Kreis Göppingen. Findbuch für das Gemeindearchiv, bearb. v. Hartmut Schmolz u. Manfred Akermann (Archivinventare des LKr. Göppingen 10), Eybach 1961, 2.
  16. Vgl. nr. 233.

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 154/22, Umschlag 487: Zillenhart) fol. 10r.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 64† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0006409.