Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 57† Hausen an der Fils, ev. Filialkirche (St. Maria) 2. V. 15. Jh.

Beschreibung

Glocke des Ulmer Gießers Johann Fraedenberger, gegen Ende des 19. Jahrhunderts umgegossen. Inschrift mit Worttrennung durch Kännchen und sechsstrahlige Sterne. Gotische Minuskel1.

Wortlaut nach Wollaib.

  1. Sancta dei genitrix sit nobis omnibus auxiliatrix

Übersetzung:

Die heilige Mutter Gottes sei uns allen eine Helferin.

Kommentar

Die in Hexameterform2 gekleidete Marienanrufung nimmt auf das Marienpatrozinium der Kirche bezug. Wollaib hat in seiner Transkription vor die Inschrift einen Stern, hinter die Inschrift ein Kännchen und unter das Wort sit ein Hochrechteck gesetzt. Diese Zeichen ermöglichen eine sichere Zuweisung der Glocke an Johann Fraedenberger aus Lauingen, der von 1424 bis 1449 als Hans Kantengiesser in Ulm urkundlich nachweisbar ist3 und von dem aus der Zeit von 1429 bis 1452 zahlreiche in Ulm gegossene Glocken erhalten sind; eine davon befindet sich im Bearbeitungsgebiet (nr. 52). Auf allen Glocken, auch auf den beiden unsignierten und undatierten in Blaubeuren und Sinabronn4, verwendet Fraedenberger als Worttrenner sechsstrahlige Sterne und Kännchen im Wechsel. Letztere sind sonst im weiteren Umkreis nur noch in Unterfranken nachweisbar5 und können daher für den Bearbeitungsraum als „Markenzeichen“ Fraedenbergers gelten6. Die Schrift der Fraedenberger-Glocken ist stets die gotische Minuskel. Das Rechteck unter der Schrift dürfte für ein auf Fraedenberger-Glocken übliches Relief stehen, vermutlich mit einer Mariendarstellung.

Eine zweite wohl auch aus dem 15. Jahrhundert stammende Hausener Glocke ohne Inschrift, die noch 1917 vorhanden war7, ist heute ebenfalls verloren.

Anmerkungen

  1. Nach Wollaib, Par. Ulm. 370 „altfränckische Buchstaben“, ebenso Haid 664.
  2. omnibus ist überzählig.
  3. Die Personenidentität darf als gesichert gelten, vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern 35 Anm. 90; zu Fraedenberger insg. ebd. 34–36.
  4. Ebd. nrr. 1731, 1791.
  5. Zwischen 1441 und 1520, vgl. Dt. Glockenatlas Baden nr. 1353, dass. WürttHohenzollern nr. 901.
  6. Zeichen des „Kannengießers“! Vgl. Anm. 2.
  7. Glockenbeschlagnahme 1917 OA. Geislingen (LKA, A 26, 1484,4).

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 370.
  2. Keppler 116.
  3. Kdm Geislingen 135.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 57† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0005704.