Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 23 Donzdorf, kath. Pfarrkirche St. Martin 1374

Beschreibung

Grabplatte Johanns V. von Rechberg zu Rechberghausen1. Aus dem Chor der Stiftskirche zu Faurndau 1812 nach Donzdorf transferiert, jetzt an der Langhausnordwand unter der Empore angebracht. Mit tiefer Kerbe eingehauene Umschrift zwischen Ritzlinien; im Feld ein skulptiertes Vollwappen, das oben und an den beiden Längsseiten in die Schriftleisten hineinragt und die Umschrift unterbricht. Gelber Sandstein, am Wappen Reste einer wohl nicht ursprünglichen Farbfassung. Relief abgetreten; alle Ränder bestoßen und ausgebrochen; unteres Fünftel der Platte und Teile der rechten Schriftleiste durch Abschieferung weggebrochen.

Maße: H. (Rest) 210, B. 86, Bu. 6,9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + AN//NO · D(OMI)NI · M / C · C · C · LXXIIII · // O(BIIT) [· D(OMI)N(U)Sa) · I]OH(ANN)ES · D[E · RE/CHBERG · IN · / DIE ·]b) S(AN)C(T)I · PAV//LI · APOSTOLI ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1374 starb Herr Johann von Rechberg am Tag des hl. Apostels Paulus.

Wappen:
Rechberg.

Kommentar

Im Vergleich mit der Grabplatte von 1348 für Johanns gleichnamigen Vater (nr. 13) erweist sich die Schrift als wesentlich qualitätvoller. Buchstabenproportionen und -abstände sind ausgewogener, alle Bogenschwellungen sind gleich kräftig ausgebildet. Doppelformen sind, soweit dies der verbliebene Buchstabenbestand noch erkennen läßt, vermieden. Der Abschlußstrich des C erreicht fast Hastenstärke. Auch beim L mit weit aufragendem keilförmigem „Balken“ und beim T mit tief heruntergezogenen ebenfalls keilförmigen Balkenenden fallen deutliche Tendenzen zur Abschließung der Einzelbuchstaben auf.

Mit dem als Todestag in der Inschrift genannten Fest des hl. Apostels Paulus ist wahrscheinlich das Fest Pauli Bekehrung (25. Januar) gemeint2.

In der Faurndauer Stiftskirche waren über der Grabplatte Schild und Helm des Verstorbenen ausgehängt. Der Helm war Ende des 16. Jahrhunderts noch vorhanden, der Schild war bereits „herabgebrochen“3.

Textkritischer Apparat

  1. Die als Kürzungszeichen durch das O gezogene Wellenlinie ist noch deutlich zu erkennen, OBIIT war also nicht ausgeschrieben. Vor dem Eigennamen verbleibe folglich noch Platz für drei Buchstaben. Trotz starker Zerstörung der Oberfläche an dieser Stelle lassen sich noch Reste der unteren Bögen von D und S erahnen, die Lesung D(OMI)N(U)S ist somit gesichert.
  2. Ergänzung nach Gabelkover.

Anmerkungen

  1. Zählung nach Stammtaf. d. med. Häuser 17 Taf. 1.
  2. Anders Kdm Geislingen 88, Stammtaf. d. med. Häuser 17. Taf. 1 und Hummel, Donzdorf 30, die als Festtag offenbar die Commemoratio sancti Pauli (30. Juni) und als Todestag den 29. Juni ansetzen. Demnach müßte der Nennung des Heiligentags in der Inschrift VIGILIA oder PRIDIE vorausgegangen sein, was aber der Textüberlieferung Gabelkovers widerspricht.
  3. Außerdem waren daneben noch zwei Schilde unter einem zerbrochenen Helm aufgehängt (Wappen Rechberg und Ahelfingen, Helm wohl Rechberg); vgl. Gabelkover (wie unten). Johanns Schwester Margarethe war mit Konrad von Ahelfingen verheiratet, vielleicht handelt es sich um seinen Schild; vgl. Stammtaf. d. med. Häuser 17 Taf. 1.

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 48 g IV) fol. 1651r; 1657r.
  2. Ders. (WLB, Cod. hist. O 16a) p. 132.
  3. Steinhofer II 126f.
  4. Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf o. Sign), angelegt 1809, Zeichnung.
  5. Rink, Familien Geschichte I 228.
  6. StAL, E 258 VI, Bü 17 OA. Geislingen: Bemerkungen zum topograph. Blatt Donzdorf von E. Paulus, 1832 (Zeichnung).
  7. OAB Geislingen 180.
  8. Kdm Geislingen 88 (Abb.).
  9. Gemeinder, Herren von Rechberg (II): I. Nebenlinie Rechberghausen bis 1413.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 23 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0002308.