Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 22 Steinenkirch (Gde. Böhmenkirch), ev. Pfarrkirche (St. Ulrich) 1366

Beschreibung

Grabplatte eines Rudolf (?) von Rechberg (?). An der nördlichen Kirchhofmauer. Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld ein großes Vollwappen in Relief1, mit der Helmdecke in die Umschrift hineinragend. Grauer Sandstein, stark verwittert und vermoost, teilweise zerstört, linke obere und untere Ecke fehlen ganz, von der Inschrift am linken Rand ist nichts mehr erhalten.

Maße: H. 204, B. 80, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [+ AN]NO · D(OMI)NI · M / · C · C · C · L · XVI · OBIIT · [. . Ḍ]OLF̣C̣VSa) / · DE · [ . . . . . . / . . . ]

Wappen:
unkenntlich.

Kommentar

Die Schrift ist sehr tief eingehauen mit starken Bogenschwellungen und mit eingeschnürten Hasten mit kräftigen Verdickungen an den Enden. Das M der Datierung zeigt die fast kreisrunde gotische Form mit symmetrisch zum Schaft angeordneten, auf der Grundlinie nach außen hochgebogenen Bögen. C ist geschlossen, N und T werden in der runden Form verwendet.

Wollaib konnte offenbar noch das rechbergische Wappen erkennen. In der Zuweisung des Grabsteins folgen ihm Haid und alle folgenden Autoren außer Rink2. Die noch erhaltenen Spuren von Schildbild und Helmzier sprechen zumindest nicht gegen diese Zuordnung.

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung des Rufnamens ist nicht eindeutig. Lediglich OL . . VS sind deutlich zu erkennen. Der erste Buchstabe könnte ein R sein, erhalten sind nur eine Haste und auf Zeilenmitte ein kleiner Bogen nach rechts unten, vielleicht der Ansatz der Cauda. Der zweite Buchstabe ist ganz vergangen. Vom dritten ist nur mehr die Spur eines Bogens als rechter Abschluß – vermutlich eines D – zu sehen. Die beiden Buchstaben zwischen L und V sind im unteren Drittel zerstört, den oberen Teil bildet jeweils ein nach rechts offener Bogen mit kräftigem Keilsporn. Während der Bogen des zweiten Buchstabens rund nach unten verlängert ist, bildet er bei dem ersten eine eckige nach links ausgebuchtete Schwellung, dazu kommt ein keilförmiger Mittelbalken. Nach dem Befund kommen als Lesung wohl nur F oder rundes E bzw. C oder G in Frage. Vgl. dagegen die bisherigen Lesungen: RVDOLPFHVS Wollaib; RVDOLPHVS Haid, Keppler, OAB Geislingen; . . . DOLPHVS Kdm Geislingen.

Anmerkungen

  1. In Kdm Geislingen 153 wird fälschlich von einem fehlenden, ursprünglich in der Mitte eingelassenen Bronzewappen gesprochen.
  2. Rink, Beschreibung 70 behauptet, der Stein sei „kein Rechbergischer, wie Haid vorgibt; denn das Wappenbild, welches noch wohl erkennbar war, war nicht das Rechbergische“. Wann und für wen das Wappen noch erkennbar war und welches Schildbild es zeigte, teilt Rink freilich nicht mit.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 446.
  2. Haid 613.
  3. Rink, Beschreibung 70.
  4. OAB Geislingen 230.
  5. Keppler 118.
  6. [Georg] Burkhardt, Zur Geschichte Steinenkirchs, in: Helfenstein 16 (1959) 112–116, hier: 115.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 22 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0002201.