Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 14 Steinenkirch (Gde. Böhmenkirch), ev. Pfarrkirche (St. Ulrich) 1348

Beschreibung

Fragment der Grabplatte eines Unbekannten. In der Eingangshalle der Kirche an der Westwand angebracht; 1990 bei Grabungsarbeiten auf dem Kirchhof aufgefunden1. Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld ein großes Vollwappen in hohem Relief, mit der Helmdecke in die Umschrift hineinragend. Gelber Sandstein, etwas mehr als die untere Hälfte fehlt, der linke Rand bis auf die obere Ecke weggebrochen, Helm und Helmzier und die Umschrift in der rechten oberen Ecke zerstört.

Maße: H. (Rest) 118, B. 89, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)N[I · MC]/CC · XLVIII° · OBIIT · [. . . . . . . . / . . . / . . . . . . . . . . . . . .]STI ·

Wappen:
unkenntlich2.

Kommentar

Die Rahmenlinien und die Buchstaben sind sehr tief eingehauen, die konkav gekrümmten Hasten weisen kräftige flächige Verdickungen an den Enden auf; T hat von den Balkenenden herabhängende breite und lange Keilspitzen, ähnlich ist die nach oben ragende keilartige Verdickung des L-Balkens gebildet. Das übergeschriebene O in der Datierung steht über der Oberlinie des Schriftbandes über dem zweiten I, B ist innen geöffnet. Das einleitende Kreuz ist entsprechend der Schaftbehandlung bei den Buchstaben als schmales geschweiftes Tatzenkreuz ausgeführt. Die Grabplatte ähnelt im ganzen Aufbau, in der Schrift, in der Positionierung der Worttrenner (runde Punkte etwas über Zeilenmitte) und in der Form und Behandlung von Helm und Helmdecke sehr stark der aus Faurndau nach Donzdorf verbrachten Grabplatte Johanns (V.) von Rechberg zu Rechberghausen von 1374 (vgl. nr. 23). Die Helmzier scheint aber – soweit dies noch zu erkennen ist – nicht der rechbergische wachsende Rehbock oder Hirsch zu sein. Eine Zuweisung des Fragments ist mithin nicht möglich. Handelt es sich bei dem nur mehr undeutlich erkennbaren Helmkleinod tatsächlich um einen Brackenrumpf, kämen von den in der näheren Umgebung begüterten Adelsfamilien am ehesten die urkundlich vom 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bezeugten von Elchingen in Frage, die im Bearbeitungsgebiet Besitz in Donzdorf, Holzheim und Ganslosen hatten3, außerdem vielleicht die von Urbach und die von Stetten. Die Tagesdatierung am Ende der Inschrift dürfte nach den erhaltenen Schriftresten (STI, davor eine Haste) ein Herrenfest nennen.

Anmerkungen

  1. Vermutlich identisch mit dem von Haid 613 erwähnten, aber nicht näher beschriebenen Stein, der neben der Grabplatte des Rudolf von Rechberg (vgl. nr. 22) außen an der Kirche gestanden hat („noch ein dergleichen Stein“).
  2. Helmzier: Bracken(?)rumpf.
  3. Vgl. Alberti 159. Wappen: Balken oder Schrägbalken, jeweils der Figur nach belegt mit einem (redenden) Aal; Helmzier: Brackenrumpf, das Ohr belegt mit einem Aal. Für zwei Elchinger sind Totenschilde in der Donzdorfer Pfarrkirche überliefert (nrr. 40 †, 102 †).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 14 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0001409.