Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 499† Göppingen-Bezgenriet, ev. Pfarrkirche (St. Laurentius) 17. Jh. (?)

Beschreibung

Gedenkinschriften, vermutlich auf die Wand gemalt. I.: neben der Kanzel; II.: an einer Langhauswand. Nähere Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach der Pfarrbeschreibung Bezgenrieth 1825.

  1. I.

    Jm Jahr Christia) 1504b) hat der Freiherr Hansc) von Randeck diese Capell gestiftet welche Herzog Johan(n) Friederich zu einem Gotteshaus gewidmet und erneuert hat

  2. II.

    Bezgenriethd) das alte DorfVor dieseme) hat es geheißen Bachriethf)Weil dadurch fließen Heimbach Eglenbach Fulbach1) stillGott behüt das sey sein Will

Kommentar

Die erste Inschrift bezieht sich auf die Stiftung der Laurentiuskapelle im Jahre 1405 durch Hans von Randegg2 und auf einen wegen Baufälligkeit notwendig gewordenen Neubau der Kirche 1611, bei dem der alte Chor stehen blieb3. Als Initiator des Neubaus wird Herzog Johann Friedrich von Württemberg (1608–28) in der Inschrift genannt. Ob diese noch während der Regierungszeit, vielleicht gar anläßlich des Neubaus oder erst später zur Erinnerung angebracht wurde, läßt sich nicht mehr entscheiden. Ebenso entzieht sich die zweite Inschrift einer näheren Datierung. Der darin genannte angebliche ursprüngliche Ortsname Bachried ist anderweitig nicht nachweisbar, vielmehr deuten die frühen Originalschreibungen „Betchenriet“ u. a. auf eine Siedlungsbezeichnung nach dem Rufnamen Badicho hin4.

Textkritischer Apparat

  1. Christi fehlt Pfarrbeschreibung 1905 u. Kdm Göppingen.
  2. So statt 1405.
  3. Hans fehlt Kdm Göppingen.
  4. Bezgenried Kdm Göppingen.
  5. Vor diesem Pfarrbeschreibung 1825; früher Pfarrbeschreibung 1905 u. Kdm Göppingen.
  6. Bachried Kdm Göppingen.

Anmerkungen

  1. Der Heimbach durchfließt Bezgenriet in nördlicher Richtung, der Eglenbach mündet nördlich der Ortschaft in diesen; der Fulbach fließt im Osten, parallel zum Heimbach, an Bezgenriet vorbei und heißt im unteren Abschnitt Pfuhlbach.
  2. Bis dahin war Bezgenriet Filial von Schopflenberg, seither zusammen mit diesem bis 1551 Filial von Uhingen (1537 Reformation), ab dann eigene Pfarrei; vgl. LdBW III 327. Für einen 1473 verstorbenen Hans von Randegg befand sich ein Grabmal in der Göppinger Oberhofenkirche (nr. 92 †). Daher wird man nicht fehlgehen, auch in dem Stifter der Bezgenrieter Kapelle einen Angehörigen dieses aus dem Bodenseeraum stammenden Geschlechts zu sehen. Eine aichelbergische und teckische Ministerialenfamilie von Randeck, deren Stammsitz nicht weit von Göppingen liegt (Ochsenwang, LKr. Esslingen) und die 1480 letztmals bezeugt ist (vgl. Alberti 541f.), kommt hier wohl nicht in Frage (Freiherr!).
  3. Kdm Göppingen 64. Zur fragmentarisch erhaltenen Chorausmalung vgl. nr. 35.
  4. Vgl. Reichardt, Ortsnamenbuch Göppingen 38f.

Nachweise

  1. Pfarrbeschreibung von Bezgenrieth, 1825 (DekA Göppingen, 212. 4 Nr. 1), 1, 14. = Pfarrbeschreibung von der Parochie Bezgenrieth, 1828 (DekA Göppingen, 212. 4 Nr. 2) 1, 14.
  2. Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Bezgenriet, 1905 (DekA Göppingen, 7. 3) 35 (nur Inschr. I).
  3. Kdm Göppingen 64.
  4. Uli Kutter, Der Schopflenberg bei Bezgenriet, in: Alt-Württemberg 7 (1961) Nr. 11.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 499† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0049906.