Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 481† Geislingen an der Steige-Altenstadt, ev. Pfarrkirche (St. Martin) 1646

Beschreibung

Große Abendmahlskanne aus Zinn mit langer Stifter- (A) und Versinschrift (B). Anordnung der Schrift und Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach Wollaib.

  1. A

    Anno Christi MDC XLVI stifft mich Leonhard Ulmer deß Gerichts zu Altenstatt. M(agister) Elias Feürstein Pastor. Andreas Merck Ampts Verwalter. Hanß Widenmann Anwald1. Salomon Fund Schulmeister. Lorentz Vetter und Peter Meyer Heiligen Pfleger

  2. B

    Wie mit seinem Blut erwecken kanDie erwürgte junge der PelikanDer Egyptisch Vogel lobesamAlso vielmehr Herr Jesu ChristDein Leib und Blut mein Leben istDaß Trost ich mich zu aller fristUnd weil ich in dem Nachtmahl deinGeheilet bin und worden reinVon den begangnen Sünden meinSo verkreücht sich die Seele meinIn allen Nöhten groß und kleinIn die Heiligen wunden deinHoff gwiß daß sie werd sicher seynFür Tod Teüffel und höllischen PeinDaß ist der Tod deß Hertzen meinWan dan kompt die Stund deß Abschieds meinIch weiß und glaub daß ich werd seelig seynIn Jesu dem Erlöser mein

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Die ungewöhnlich lange, nicht besonders kunstvolle Versinschrift nimmt thematisch Bezug auf die Funktion der Kanne im hl. Abendmahl. Von den als Stifter genannten örtlichen Funktionsträgern begegnen der Pfarrer, der Amtsverwalter und die beiden Heiligenpfleger nochmals 1647 als Stifter von Taufkanne und -schüssel (vgl. nrr. 483 †, 482 †) und erneut in der Grundsteinlegungsurkunde von 1659 und in der Inschrift auf der großen Glocke von 16632, die heute allesamt nicht mehr erhalten sind. Hans Wid(en)mann und Leonhard Ulmer werden ebenfalls in der erwähnten Urkunde genannt, in der den meisten Personen Berufsbezeichnungen beigefügt sind. Demnach waren Wid(en)mann Metzger (Lanius), Vetter Korbflechter (Vietor) und Meyer Flickschneider (Sartor). Pfarrer Elias Feürstein, in dem man wohl den Verfasser der Verse vermuten darf, stammte laut Urkunde aus Ulm. Amtsverwalter Andreas Merck war der örtliche vom Ulmer Rat ernannte herrschaftliche Beamte.

Anmerkungen

  1. „Anwalt“ ist die im Ulmer Herrschaftsbereich übliche Amtsbezeichnung für den ersten Richter, der „auf Vorschlag des Amtmanns mit Vorwissen des Obervogts von den Herrschaftspflegern nach Kenntnisnahme durch den [Ulmer] Rat“ ernannt wurde und eine Art „ehrenamtlicher Stellvertreter“ des Amtmanns war; vgl. Helmut Schmolz, Herrschaft und Dorfgemeinde im Ulmer Gebiet, in: Helfenstein 17 (1962) 30–45, hier: 40f.
  2. Vgl. Wollaib, Par. Ulm. 351f., 357.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 357f.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 481† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0048100.