Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 468 Winzingen (Stadt Donzdorf), kath. Pfarrkirche St. Sebastian und Rochus 1632
Beschreibung
Glocke. Im Turm. Auf der Haube drei Stege mit acht herabhängenden Blättern; Schulterinschrift unter Lilien- und Palmettenfries; auf der Flanke Kreuzigungsgruppe, Muttergottes, Kruzifixus und erneut die Muttergottes, daneben ein Siegel der Herren von Bubenhofen; am Schlagring drei Drillingsstege. 1951 wurde die gesprungene Glocke geschweißt1.
Maße: H. (o. Krone) 76, Dm. 88 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
+ PRAE NOBILIS DOMINVS IOANNES BARTHOLOMAEVS BVEBENHOFEN D(OMINVS) IN WINZINGEN SANCTE SEBASTIANE ORA PRO NOBIS 1632
Übersetzung:
Der wohledle Herr Johann Bartholomäus (von) Bubenhofen, Herr zu Winzingen. Hl. Sebastian, bitte für uns!
Anmerkungen
- Vgl. Schahl, Die Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 101.
- Vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 706; allg.: ebd. 89f.
- Zu den Vorgängen vgl. u. a. Gaier, Bubenhofen 37–40.
- Ebd. 46.
- Vgl. Hummel, Donzdorf 62.
Nachweise
- Kdm Jagstkreis I 473 (Wortlaut teilweise; dat. 1692!).
- Schmid, Das tausendjährige Dorf 49.
- Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 706.
- Gaier, Bubenhofen 48.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 468 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0046807.
Kommentar
Die Glocke entspricht in Schrift und übriger Zier den Glocken der lothringischen Gießerfamilie Rosier, deren bislang nachweisbare Tätigkeit im Württembergischen freilich erst elf Jahre später einsetzt2. Johann (Ulrich) Bartholomäus ist der Sohn des Benjamin von Bubenhofen († 1630), der 1621, endgültig freilich erst 1628, Nachfolger des württembergischen Hauptmanns Joachim Berthold von Roth als Schloß- und Ortsherr von Winzingen wurde und der den Ort nach der unter Rothscher Herrschaft vorübergehend erzwungenen Annahme der lutherischen Konfession rekatholisierte3. Der Guß der Glocke mit der Heiligenanrufung unter Johann Ulrichs Herrschaft ist ebenso als Dokumentation dieser Rekatholisierungsmaßnahmen zu sehen wie die 1628 erfolgte Stiftung eines vergoldeten Kelchs in die Winzinger Kirche durch seinen Vater4. Der Sage, daß zwei bubenhofensche Edelfräulein silberne Kannen in die Glockenspeise geworfen haben sollen, verdankt die Glocke ihren Namen „Silberglöcklein“5.