Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 444† Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1622

Beschreibung

Wandgemälde mit Stifterinschrift. Früher an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs über dem Eingang in die Sakristei, noch 1786 vorhanden1. Darstellung der Taufe Christi am Jordan, flankiert von den hll. Georg und Barbara; über dem Gemälde Künstlersignatur (A), darunter Bibelstellenangabe und Reiminschrift in 20 Versen (B). Rechts und links des Eingangs gemalte Personifikationen von Glaube und Hoffnung mit Beischriften (C)2.

Wortlaut nach Wollaib.

  1. A

    H(ans) I(oachim) H(ennenberger) 1622

  2. B

    Matth. 3. 17. cappa).Alß man gezahlet hat deß JahrsSechzehen hundert zwanzig zwey warsdas die Histori von der TauffSampt derselben waren verlauffwie solches hier vor Augen gemahltAuß lieb zur Kirchen Zierd bezahltVogt hier Georg Vältin von Thalheimder edel gstreng genant Lömblein3)Auch sein Adlich Frau Barbaravon Neuburg gschlechts Thumin alda4)Sie beyd zum gedächtnus hiereinHabens in Kirch laßen gar feinaufs schönst und zierlichst mahlen ebendarfür ihnen Gott beid woll gebenLeibs gsundheit hier, dort s ewig LebenUmb Jesu Christ irs Heylands willender alle unruh wolle stillenSo diser Zeit gehet emporbiß er uns bringt zur EngelscharAmen daß ist es werde warJ(ohann) L(eo) R(oth) P(atricius) T(unc) P(astor) G(eislingensis) F(ecit)5)

  3. C

    FIDES // SPES

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Die Initialen über dem Bild bezeichnen den Geislinger Maler Hans Joachim Hennenberger, der zuletzt 1669 als Kirchenpfleger zu Geislingen nachweisbar ist6. Gemälde und Inschrift nehmen Bezug auf den Taufstein, der früher in unmittelbarer Nähe direkt beim Eingang in die Sakristei aufgestellt war. Ungewöhnlich für die Ausstattung evangelischer Kirchen ist die Darstellung von Heiligen; im vorliegenden Fall handelt es sich um die Namenspatrone des Stifterehepaares.

Textkritischer Apparat

  1. So Wollaib. Vermutlich war das Bibelzitat ausgeschrieben: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. Diese Bibelstelle findet sich häufig an Taufsteinen oder auf Taufbecken, verbunden mit einer Darstellung der Taufe Christi, vgl. etwa nrr. 479 †, 482 †.

Anmerkungen

  1. Haid 644.
  2. So jedenfalls zu vermuten, da Wollaib die Namen in Majuskeln wiedergibt.
  3. Georg Valentin Lämmlin von Thalheim zu Horkheim.
  4. Barbara geborene Thumb von Neuburg.
  5. Zur Auflösung der Initialen vgl. nr. 434.
  6. Vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 209; Wollaib deutet die Initialen auf Hannß Jacob Hennenberger (vgl. nr. 480).

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 292.
  2. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 18.
  3. Kdm Geislingen 28f., 47.
  4. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 296.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 444† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0044407.