Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 437 Göppingen, ev. Oberhofenkirche 1620, 1634

Beschreibung

Epitaph für Martin Härlin und seine beiden Ehefrauen Margareta geborene Bünder und Waldburga geborene Hörmann. Innen an der Westwand des südlichen Querhauses. Nach zwischenzeitlicher Verwahrung im Städtischen Museum seit 1985 wieder in der Kirche. Ursprünglich wohl vierteilige hölzerne Ädikula, bemalt. Giebel fehlt, in der Gebälkzone unter weit vorkragendem Gesims 2zeiliger Bibelspruch (A); im Hauptgeschoß zwischen Rundsäulen auf Postamenten und ausgesägten Seitenteilen (geflügelte Hermen) ein Gemälde der Auferstehung Christi; in der niedrigen Sockelzone zwischen Postamenten Bildstreifen mit Darstellung der betenden Familie, beiderseits eines linksgewendeten Vollwappens kniend: links der Vater, hinter ihm ein erwachsener Sohn und vier Kleinkinder aus erster Ehe, dahinter etwas abgesetzt, drei weitere Kleinkinder und zwei halbwüchsige Söhne aus zweiter Ehe; rechts die erste Frau, vor ihr eine erwachsene und eine halbwüchsige Tochter sowie zwei im Säuglingsalter, dahinter die zweite Frau mit einer Tochter. Alle Personen außer dem Familienvater sind in Schriftbändern über den Köpfen namentlich bezeichnet (B), Härlin, seine erste Frau und zehn Kinder sind durch rote Sterbekreuze markiert. Im Untersatz lange Sterbeinschrift in Roll- und Beschlagwerkrahmung. 1984 restauriert; Schrift schwarz.

Maße: H. ca. 260, B. 190, Bu. ca. 2,5 (A), 1,2 (B), 2,3 cm (C)1.

Schriftart(en): Fraktur (A, B, C), humanistische Minuskel (A).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Jch bin die Aufferstehung vnnd Dasz Leben, wer an mich / glaubet, der würt Leben, ob er gleich stürbe. Iohan. 11. Cap. a)2)

  2. B

    Jochem. / Jerg.3) / Martti(n).3) Martti(n).3) Martti(n)3)Marttin3) / Marttin.3) / Jerg.3) / Johannes. / Jerg.3)Margretha3) / Maria.3) / Anna.Maria.3) / Margreth3)Aannab) Maria Waldburgc)

  3. C

    Den 8 Novembris An(n)o 1620 Abendz vmb 8 vhren, ist in Gott seeliglich endtschlaffen, / Der Fürsichtig vnd Weÿse, Herr Martin härlin, von Albeckh4), vlmer Herschafft, weÿlandt gewes=/ner Burgermeister allhie zu Göppingen, seines alltters im 66. Jahr: wie auch zuuor de(n) 28.st(en) Au=/gusti An(n)o 1597. Margareta Bünderin allhie, sein geweste Erste Eheliche hausfraw, Jhres alltters im / 45. Jahr, so sie in 17. Jahrn mitt Besagtem Jhrem Lieben Herrn, S(elig) im Ehestandt gelebt, vnd / Nein Kinder darinen erzeügt: So dann auch nachgehendts de(n) 〈16. Septem(bris)〉d) An(n)o 〈1634〉 / sein Andere Ehliche hauszfraw Waldtburga hörmännin von Gingen. / Jhres alltters, 〈57. J(a)hr〉e) welche auch 22 Jar, mitt ihrem Herr(n) / S(elig) im Ehsta(n)dt gelebt v(n)d 6. Kinder erzeügt:f) / denen allen der Allmächtige ein Fröliche vffer=/stehung verleÿhen wölle, / Am//en ·

Wappen:
Härlin5.

Kommentar

Für den Nachtrag der Sterbedaten der zweiten Frau, in der wohl die Auftraggeberin des Epitaphs zu sehen ist, war zu wenig Platz gelassen worden, so daß die Nachträge trotz Verwendung von Kürzungen in die Lücken gezwängt werden mußten.

Härlin ist ab 1580 in Göppingen als Gastwirt „zum Bock“ und als Bürgermeister nachweisbar6.

Textkritischer Apparat

  1. Bibelstellenangabe in humanistischer Minuskel.
  2. Sic! Möglicherweise Restaurierungsfehler.
  3. Unter Wa zwei Buchstaben in kleinerem Schriftgrad: ln? Bedeutung unklar.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt. Wort nicht auf der Grundlinie, sondern bis auf die Mitte der Zeile ansteigend geschrieben, nachträglich eingesetzt.
  5. Bogen-r klein unter der Zeile an den Bogen des h angehängt.
  6. Folgt ein Schnörkel.

Anmerkungen

  1. Die letzten drei Zeilen in kleinerem Schriftgrad.
  2. Joh 11, 25.
  3. Mit Sterbekreuz.
  4. Albeck, Stadt Langenau, Alb-Donau-Kreis.
  5. Geteilt, oben in Schwarz ein goldener wachsender Steinbock, unten in Gold ein schwarzes Hauszeichen (Dreieck mit eingestelltem Schaft mit hinterer Kopfabstrebe und Mittelkreuzsprosse), flankiert von den Initialen MH; Helmzier: schwarzer Steinbock wachsend.
  6. Vgl. Plieninger, Stadtschreiber 70. Als Spitalpfleger 1604 und 1610 bezeugt, vgl. Archiv der Stadt Göppingen 18.

Nachweise

  1. Reyle, Oberhofenkirche 14f. (Abb.).
  2. Plieninger, Stadtschreiber 68–71 Nr. 10 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 437 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0043702.