Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 421† Dürnau, ev. Pfarrkirche (St. Kilian und Cyriacus) 1617

Beschreibung

Deckelkanne. Zylindrische Form, Silber, mit Rankenverzierung; der Deckel außen (A) und innen (B) beschriftet, die Schrift vermutlich eingraviert. Die Kanne ist weder in der Kirche noch im Pfarrhaus mehr auffindbar, der Zeitpunkt des Verlusts ist unbekannt.

Wortlaut nach Kdm Göppingen.

  1. A

    Seculum Lutheranum 1517 Frid(ericus) III

  2. B

    Joh(ann) Georg, Verbum domini manet in aeternum1). 1617

Übersetzung:

100 Jahre Luthers Lehre (wörtl.: Lutherisches Jahrhundert) 1517. - Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.

Kommentar

Die Kanne ist, wie die Inschriften ausweisen, zum Reformationsjubiläum 1617 angefertigt oder zu diesem Anlaß gestiftet und mit den Inschriften versehen worden. Die genannten Fürsten sind die jeweils 1517 und 1617 regierenden Kurfürsten von Sachsen, Friedrich III. der Weise (1486-1525) und Johann Georg I. (1611-56). Die Devise war zunächst der persönliche Wahlspruch Friedrichs III., entwickelte sich aber bald zu einer – auch epigraphisch – allgemein gebräuchlichen Devise der Reformation2, derer sich auch die württembergischen Herzöge gern bedienten3. Da die Inschriften lediglich die sächsischen Fürsten nennen und keine Beziehung zu Württemberg erkennen lassen, könnte die Kanne ein Importstück sein.

Anmerkungen

  1. 1 Petr 1, 25.
  2. Vgl. F.J. Stopp, Verbum Domini Manet In Aeternum. The Dissemination of a Reformation Slogan, 1522–1904, in: Essays in German Language, Culture and Society [2], London 1969, 123–135; Max Löbe, Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche der Kurfürsten und Herzöge der Sachsen-Ernestinischen Linie, Leipzig 1878; zur Verwendung in thüringischen Inschriften vgl. DI 39 (LKr. Jena) 306: Register 5. Auf dem Wormser Reichstag hatten sich Friedrich der Weise und sein Bruder Johann auf die Führung der Devise geeinigt, ab 1522 erscheint sie in der Initialenform VDMIE auf sächsischen Medaillen und auf dem rechten Mantelärmel der ernestinischen Hofkleidung; 1526 war sie auf dem Reichstag in Speyer auf Kleidung, Wappen und Quartieren der protestierenden Fürsten angebracht und wurde somit zu einer Art „Parteiabzeichen“ der Protestanten, vgl. Hessen und Thüringen – Von den Anfängen bis zur Reformation. Eine Ausstellung des Landes Hessen, Landgrafenschloß Marburg/Wartburg, Eisenach, Marburg 1992, 306 nr. 556 (Cornelia Dörr).
  3. Vgl. nr. 426.

Nachweise

  1. Kdm Göppingen 80.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 421† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0042104.